595. Der Stein mit der ausgehauenen Hand.

[425] Von den Steinen des Marktplatzes zu Boitzenburg erregt der eine durch seine Größe die Aufmerksamkeit des Vorübergehenden. Er liegt fast in der Mitte des Marktes und soll auf seiner nach unten gekehrten Seite eine ausgehauene Hand haben. Früher sei diese Seite[425] nach oben gekehrt gewesen, die Hand aber durch den Verkehr allmälig abgetreten worden. Daran knüpft sich folgende Erzählung.

In dem jetzigen P.'schen Gasthause diente vor Jahren ein Mädchen, das das von ihm geborene Kind mit dem Küchenmesser tödtete. Sie verbarg den Leichnam in ihrer Kammer, konnte aber die Blutspuren nicht vertilgen, und gab an, als man sie deswegen befragte, sie habe einen Hahn geschlachtet. Das glaubte man ihr aber nicht, sondern forschte weiter nach und fand den Leichnam auf. Das Mädchen wurde enthauptet und der Stein bezeichnet die Stelle, wo das geschehen.


Seminarist H.W.; im Wesentlichen übereinstimmend mit Niederh. 3, 214.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 425-426.
Lizenz:
Kategorien: