613. Teufel holt Kartenspieler.

[439] An einer Innenwand der St. Marien-Kirche in Wesenberg zeigte man früher einen großen Blutfleck, über dessen Entstehung man Folgendes erzählt. Als einmal vor vielen, vielen Jahren während des Gottesdienstes zwei der Kirchengänger in einer Ecke dicht an die Wand gedrückt mit einander Karten spielten, zerbarst plötzlich die Kirchenmauer und vor der also entstandenen Spalte erschien der[439] Teufel. Sofort erfaßte er mit seinen Krallen die beiden Entweiher des Gotteshauses, zog sie mit großer Gewalt durch die Mauer, daß das Blut weit umherspritzte, und fuhr mit ihnen zur Hölle. Die Oeffnung in der Kirchenmauer schloß sich hiernach sogleich wieder und nur ein großer Blutfleck bezeichnete noch die Stelle, wo der Teufel mit seinen Leuten davongegangen war. Noch lange nach dieser Begebenheit war der Blutflecken sichtbar, bis ihn jetzt endlich, nach dem Verlauf von Jahrhunderten, die Zeit wieder ganz verwischt hat.


Niederh. 3, 54 f.; vgl. Temme, Sagen von Pommern Nr. 93.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 439-440.
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