2.

[46] Auf der Hofstätte von Bauer Lüth in Spornitz sollen früher die Ünnerirdschen ihr Wesen gehabt haben. Als der Bauer einmal nach der Stadt ging, vertauschten sie sein Kind gegen ihr eigenes, das einen mächtig großen Kopf hatte, und gar nicht größer wurde, aber im Uebrigen seinen Verstand hatte. Um ihr Kind wieder zu bekommen, braute die Bäuerin auf Rath einer Nachbarin Bier in einem ›Eidopp‹ (Eischale). Sie that so; das Kind fragte[46] ›Wat makst du dor?‹ Sie antwortete ›Ik brug.‹ Dor sagte das Kind wieder


›Ik bün so olt

as Böhmegold,

æwer so'n Brugen heww 'k min Dag nich seihn.‹


Da sagte die Frau ›Dor sast du rin.‹ Da fing das Kind an zu schreien, daß es die Unterirdischen hörten und ihr Kind holten.


Gymnasiast Thoms in Parchim; vgl. 61, 2; 83. Müllenhoff S. 313.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 46-47.
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