72. Unterirdische bei Teschow.

[51] Dicht vor Teschow ist ein kleiner Berg und darauf ein Hügel dicht bei der Sandkuhle. Der Hügel war voll großer Granitblöcke und an der Nordseite stand ein ausgezeichneter, der wohl als Eingangspforte gedient hatte, denn da wohnten in alter Zeit Unnererdske, von denen noch jetzt Mancherlei erzählt wird.

Sie hatten einen großen Kessel und wenn die Teschower den nöthig hatten, da gingen sie hin und riefen ›Unnererdske, leent mi jugen Kętel!‹ Dann ging der Mensch ein wenig weg, und wenn er dann wieder kam, so stand der große Kessel da, und wenn er ihn gebraucht hatte, brachte er ihn wieder und setzte ihn mit einem kleinen Geschenk an die Stelle hin, wo er ihn weggenommen und[51] rief ›Unnererdske, ick bring juch jugen Kętel wedder un dank ok‹; dann ging er seinen Weg.

Als einmal eine Frau von den Unnererdsken nicht entbunden werden konnte, da holten sich die Unnererdsken in der Nacht eine Frau aus Vogtshaus. Als die Frau nun glücklich entbunden war, da sagte sie ihr vielen Dank und nöthigte sie, als sie wegging, sie möchte sich von dem, was in der Ecke läge (es sah so aus, als ob es Sägespäne wären), soviel in ihren Schoß nehmen, als sie wolle. Sie dachte, was soll ich mit den Sägespänen; doch bedachte sie sich, sie könne davon eine Spur streuen, dann könne sie den anderen Morgen noch sehen, wo sie hergekommen wäre. Sie nahm sich also ziemlich viel und streute immer was hinter sich her bis nach Hause. Als sie das Uebrige den anderen Morgen besah und nichts als lauter Gold fand, ging sie ihrer Spur nach, wo sie in der Nacht hergekommen war, fand aber nicht ein einziges Korn.

Einmal säte ein Bauer in Vogtshaus Buchweizen, da kam ein altes schwarzes Huhn und sammelte sich fleißig von seinem Buchweizen. Der Bauer jagte das Huhn weg, es kam aber immer wieder. Zuletzt ward er böse und warf mit einem Besen darnach und traf's, und da war's eine Unnererdske, die sich in einem Beutel unter ihrem Schoß ein artig bischen Buchweizen gesammelt hatte. Ob der Bauer ihr den Buchweizen wieder weggenommen hat, wird nicht erzählt.

Wenn die Teschower da pflügten, wo die Unnererdsken wohnten, so setzten sie den Pflügern bisweilen Pfannkuchen hin und die ließen sie sich gut schmecken, setzten die Teller wieder hin und sagten Dank. Einstmals, als die Unnererdsken wieder Pfannkuchen hingesetzt, da war unter den Pflügern ein roher Knecht, und als er den Pfannkuchen verzehrt hatte, machte er seinen Unrath auf den Teller, nachher haben sie keinen Pfannkuchen mehr hingesetzt.

Die Unnererdsken sind zuletzt von hier weggezogen über's Wasser (die Trave), man weiß aber nicht wohin.


Archivrath Masch in Demern.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 51-52.
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