1458.

[292] Vor etwa dreißig Jahren, als in Passin die Hauswirthe noch in Commune wirthschafteten, war es so gebräuchlich, daß ihre Dienstjungen, welche die Pferde hüten mußten, am Johannistage Musik bekamen. Für die Jungen war es ein sehr wichtiger Tag. Am Morgen dieses Tages versammelten sie sich, mit ihren Sonntagskleidern angethan und ihre Mützen mit Blumen und Bändern geschmückt, bei dem Hauswirthe, wo sie am Nachmittage tanzen wollten. Nach altem Herkommen gab ihnen die Hausfrau einen großen Kessel, der von Zweien an einer langen Stange getragen wurde. Dann setzte sich der Zug in Bewegung, der von der Dorfjugend, die sich ihm noch anschloß, vergrößert wurde. Von Haus zu Haus wurde gezogen und von den Hausfrauen Milch, die in den Kessel gegossen wurde, Butter, Eier, Fleisch und Wurst erbeten. Waren sie dann das Dorf rund gewesen, wurde Alles, was sie bekommen hatten, nach dem Hauswirthe hingebracht, von dem sie ausgegangen waren. Hier wurde ihnen dann aus dem Allen etwas bereitet. Zum Frühstück wurden Kuchen gebacken. Bier, Branntwein und Brot mußte der Hauswirth ihnen geben. Auch am Mittage aßen sie hier, so wie am Nachmittage und auch des Abends.

Bei ihrem Rundzuge des Morgens beteten sie in jedem Hause ein plattdeutsches Gedicht im Chor. Es lautet:


Gaud'n Dag in dit oll Hus!

Dit oll Hus is holl un boll,

Tein Eier hevvt ji woll,[292]

Tein Eier in uns oll Kip,

Ji ward'n selig, wi ward'n rik.

Mauder schnid't gaut rum',

Schnid't juch nich in 'n Dum',

Schnid't 'n gaut Stück;

Denn hevvt ji gaut Glück.

Lat de Katt hing'n mit de lang Mettwust!


Des Nachmittags holten sie sich junge Tänzerinnen und dann wurde getanzt bis spät in die Nacht hinein.


Seminarist Hacker.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 292-293.
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