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[82] Wie man vor vierzig Jahren in Techentin bei Ludwigslust die größeren Hochzeiten feierte.

Am Hochzeitsmorgen fuhr die Braut mit den Brautjungfern nach Gr.-Laasch und ließ sich im Pfarrhause den Brautkranz aufsetzen. Getraut wurde das Brautpaar in der Kirche zu Ludwigslust. Gleich nach Mittag gingen alle Hochzeitsleute nach Ludwigslust, nur die beiden sogenannten Opferfrauen fuhren in einem Wagen. Auf allen größeren Hochzeiten waren zwölf Brautjungfern. Jede Brautjungfer nahm zwei Leuchter mit auf die Hochzeit, die mit ›Buochsbom‹ oder mit anderem Grün geschmückt waren. Auf jeden Leuchter wurde im Hochzeitshause ein ziemlich dickes Licht gestellt. Wenn der Zug aus dem Hochzeitshause nach der Kirche ging, so steckten die zwölf Brautjungfern die vier und zwanzig Lichter an und trug je eine zwei brennende Lichter. Wehte der Wind, oder ging sonst ein Licht aus, so wurde es immer an einem andern wieder angesteckt. Hatten aber alle vier und zwanzig Lichter das Unglück, von dem Winde ausgeblasen zu werden, so wurden sie im ersten Hause am Kirchenplatze wieder angesteckt. In der Kirche wurden sie auf das Geländer des Altars gestellt, wo sie während der Trauung brannten. Der Rückweg nach dem Hochzeitshause wurde in derselben Weise wie der Weg zur Kirche gemacht. Kamen die Hochzeitsleute vor dem Hochzeitshause an, so fanden sie alle Thüren desselben verschlossen. Das junge Paar trat vor die Thür. Hinter der Thür stand ein Mann, der verschiedene Fragen zuerst an den Mann, sodann auch an die Frau richtete. Solche Fragen sind: Wollt ihr in Frieden und Eintracht in diesem[82] Hause wohnen? Wollt ihr Vater und Mutter lieben? ... Hatte das junge Paar Alles versprochen, so wurde das Haus geöffnet. Nachdem nun gegessen war, wurde getanzt. Der erste Tanz war der sogenannte Kellentanz. Dieser wurde der Küche zu Ehren gespielt, und die Hauptrolle während desselben spielten die Köchin und der Küchenjunge. Die Köchin hatte eine große Kelle, der Küchenjunge eine Axt in der Hand. Beide tanzten mit einander und schlugen mit ihren Ehrenzeichen auf alle Sachen, die sie vom Tanzboden erreichen konnten, so lange los, bis die Kelle zerbrochen war.

Um Mitternacht wurde der jungen Frau der Brautkranz abgenommen und die Frauenhaube aufgesetzt. Sobald dieses geschehen war, spielten die Musikanten den ›Rückereih‹. Bei diesem Tanze faßten sich alle Hochzeitsleute, oder doch wenigstens Alle, die tanzen konnten, hinter einander an, und der junge Mann mußte nun seine Frau, die sich mit in der Reihe befand, greifen. Nachdem er einige Zeit vergeblich im Hause nach seiner Frau gehascht hatte, tanzten Alle auf die Straße hinaus. Endlich gelang es dem Manne, seine Frau zu bekommen und nun tanzte man paarweise wieder ins Haus hinein.


Seminarist F. Offen.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 82-83.
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