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[81] Obgleich noch heut zu Tage zu den großen Bauernhochzeiten die Gäste durch einen sogenannten ›Hochtidnbidder‹ eingeladen werden, so ist es doch schon gegen früher sehr außer Gebrauch gekommen, den Hochzeitsbitter zu seiner Einladungsreise noch besonders herauszuputzen. Er ist mit buntfarbigen Bändern, das Pferd ebenfalls mit Bändern geschmückt. Von den Kindern des Dorfes begleitet, tritt er in das Haus und hält vor den versammelten Hausgenossen seine Einladungsrede. In der Gegend der Dobbertiner Bauerdörfer ist der Hochzeitsbitter noch üblich, und man sagt dort ›ne Hochtit an' Hochtidnbidder is vör nix‹. Bei der Hochzeit muß er mit aufwarten. Er sagt ›Ik sal vęlmal grüßen von N.N. (Vater der Braut) un sin Fru; un denn sal ik ok noch vęlmal grüßen von N.N. (Vater des Bräutigams) un ok von Brut un Brüjam. Sei laten tau Hochtit nödig'n, un de Hochtid'ngäst mücht'n so gaud sin un stellen sik an diss'n Fridag Middag tau de Hochtit in. Un denn wat dor noch tau[81] anricht ward: 'n por fette Ossen, 'n por fette Swin, Häuner un Gäus de sitt'n in 'n Stall, hebb'n kein Tall, K'rint'n un Rosinen ward'n nich rękent, ward'n all in 'n Schępel męten. Ok schöne fette Suppen. Ein gaud Gericht Fisch kümt ok tau Disch. Ok Botter un Brod, Bir un Brannwin; 'n gaud Glas Bir is mi wol bewußt, 'n gaud Glas Brannwin is min beste Lust. Schöttel un Pött, Tellers un Brick'n, Disch'n un Bänk'n, dor ward uns' Wirt sik woll up schick'n, un nich vergęt'n den Hochtidnbidder flitig einen in tau schenk'n. Wer dat nich hett recht verstan, dei mött sik 'n bęt'n nadenk'n. Hevv ik min Sak nich gaud gemacht, möcht ik bidden dat ik nich ward utlacht.‹


Küster Schwartz in Bellin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 81-82.
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