Ein phantastischer Stich.

[58] Statt allem Kleiderprunk hat dies gewandberaubte,

Entsetzliche Phantom auf seinem Knochenhaupte

Ein gräßlich Diadem, wie es zum Fasching paßt.

Ohn Sporn und Peitsche treibt in atemloser Hast

Es ein gespenstig Roß, apokalyptisch-düster,

Das Fallsuchtskranken gleich Schaum sprüht aus seiner Nüster.

Den großen Weltenraum durchqueren sie zu zweit

Und stampfen kühnen Tritts die Unermeßlichkeit.

Der Reiter schwingt ein Schwert, das Feuerflammen wettert

Auf die Legionen, die der Huf des Pferds zerschmettert,

Und reitet, wie ein Fürst, der sein Gebiet beschaut,

Durch eisges Grabfeld, das kein Horizont umblaut.

Dort wesen, hingestreckt in fahlem Sonnenlichte,

Die Völker neuer und antiker Weltgeschichte.

Quelle:
Baudelaire, Charles: Blumen des Bösen. Leipzig 1907, S. 58-59.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Blumen des Bösen (Auswahl)
Die Blumen des Bösen
Les Fleurs du Mal /Die Blumen des Bösen: Franz. /Dt
Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen: Französisch/Deutsch
Die Blumen des Bösen