Siebenter Auftritt

[332] HERMINE allein. Adieu! – Mein Mann ist anders, wie alle übrigen Männer. In der kurzen Zeit unserer Ehe hab' ich seine Vortrefflichkeit[332] erkennen gelernt; aber die Empfindung, die er mir einflößt, ist eigenthümlich; ich fühle Respekt, ja Scheu vor ihm, fast möcht' ich sagen, ich getraue mich nicht ihn zu lieben – vielmehr, ich getraue mich nicht, ihm meine Liebe zu gestehen. Seine Sicherheit, seine Ruhe wirkten wohlthätig auf mich – aber er ist auch gar zu ruhig! Wie ich immer von ihm sagte: ein Mann ohne Leidenschaft. Die Göttin, für die er schwärmt, ist die Industrie, und ich besorge fast, das Wasserrad des alten Mechanikers hat mehr Interesse für ihn, als seine junge Frau.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 332-333.
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