[345] Mathilde. Struensee. Brandt.
MATHILDE nachdem sie der abgehenden Gräfin mit den Blicken gefolgt war und bemerkt, daß auch die Gräfin Reez sich schon früher entfernt, zu Struensee.
Graf, was bewegt euch? Läugnet nicht; ich sehe,
Ihr sucht mir Etwas zu verbergen. Redet!
Mich ängstigt's, euch so sorglich still zu finden.
STRUENSEE.
Wenn ich das scheine, bin ich strafbar? Laune
Soll nie, und sicher nicht vor Eurer Majestät,
Den Schein geheimnißvoller Sorge tragen.
MATHILDE.
Nein, nein, das ist nicht Laune. – –
BRANDT.
Nicht viel mehr.
Ich will das Räthsel lösen, Königin!
STRUENSEE will zwischen Brandt und die Königin treten.
BRANDT ihn zurückhaltend.
Laßt mich! Graf Ranzau ist von seinen Gütern
Zur Hauptstadt heimgekehrt.[346]
MATHILDE.
Der Hochgewicht'ge!
Will er sein staatsklug Haupt nicht länger mehr
In Aschbergs kalter Einsamkeit vergraben?
Der Winter führt ihn uns zurück. Ihn locken
Die Freuden unsres Hofes, – mag er auch
Mit stolzem Sinn verweg'ne Absicht hegen, –
Der handelt nicht, – er murrt und schadet nicht.
BRANDT lächelnd.
Und dennoch hat er heute einen Schritt
Von unerhörter Wichtigkeit gethan.
STRUENSEE.
In seinem Sinn gewiß!
MATHILDE.
Doch scheint mir fast,
Er war es euch nicht minder. Laßt mich hören,
Was ist so Ungeheures denn gescheh'n?
BRANDT.
Graf Ranzau hat sein alt Gelübd' gebrochen
Und seinen Todfeind,
Auf Struensee deutend.
diesen mächt'gen Löwen,
In seiner eignen Höhle heimgesucht.
MATHILDE.
Und hat doch, hoff' ich, auch den Leu gefunden?[347]
STRUENSEE.
Das Recht führt bess're Waffen als der Unmuth!
Doch war ich stark genug, dem kühnen Manne
Kühn zu begegnen; war's nicht Heldenthat!
Schützt mich die Gnade meines Königs nicht?
Nicht wie ein Demantschild die theure Huld
Der Königin?
MATHILDE.
Und soll euch ferner schützen,
So lange dieses Herz für Dänmarks Wohl
Und seine Ruhe schlägt.
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