Vierte Scene.

[348] Vorige. Gräfin Uhlfeld.


MATHILDE zur Gräfin, die ihr die Stickerei überreicht.

Ich danke, Gräfin.

GRÄFIN UHLFELD da sie von der Königin weg ans Fenster getreten, hinausblickend.

Himmel, was ist das?!

MATHILDE.

Was?

GRÄFIN UHLFELD.

Ein Officier sprengt mit verhängten Zügeln[348]

So eben in den Schloßhof.


Mit einem Schrei der Angst.


Großer Gott!

MATHILDE.

Was giebt's?

GRÄFIN UHLFELD.

Sein Roß stürzt unter ihm zusammen.

Es streckt sich keuchend nieder, es ist todt.

MATHILDE will ans Fenster treten, die Männer halten sie besorgt zurück.

GRÄFIN UHLFELD.

Der Officier ist unverletzt.

GRAF BRANDT zu ihr tretend.

Wer ist's?

Mit Schweiß bedeckt, – und athemlos, – ich kenn' ihn,

Der Hauptmann Löwenskiold, vom heut' entlass'nen

Norwegschen Regimente.

STRUENSEE die Angst der Königin bemerkend.

Ich erwart' ihn.

Er bringt mir den Rapport.

MATHILDE.

In solcher Eile?

Das deutet uns nichts Gutes.[349]

STRUENSEE.

Selber will ich, – –

MATHILDE.

O bleibt, bleibt, werther Graf, laßt mich allein nicht

In dieser fürchterlichen Ungewißheit.

Mich foltert Todesangst. Hört den Bericht

Des Hauptmanns hier, in meiner Gegenwart,

Er komme, komme wie er ist, und gleich. –


Zur Gräfin Uhlfeld.


Ich bitte, Gräfin, führt ihn her! Sogleich!


Gräfin ab.


Quelle:
Michael Beer: Sämmtliche Werke. Leipzig 1835, S. 348-350.
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