Erste Verwandlung

[153] Der Vesuv in der Entfernung, wie er Flammen, Rauch und Steine auswirft. Faust und Gog erscheinen.


FAUST. Sei mir gegrüßt, Du mein furchtbares Ebenbild! O könnte ich, wie Du, das Ungewitter, das in meiner Brust wütet, hervorbrechen lassen, und gen Himmel auflodern! – Gog, gefällt Dir das Schauspiel?

GOG. Ei, ja wohl! Vortrefflich, hinreißend.[153]

FAUST. Also auch einen Teufel kann etwas in der Natur ergötzen?

GOG. Ich seh im Geist, wie viel Städte, wie viel Gefilde dieser Glutstrom schon vernichtet hat, wie viel er noch vernichten wird. Ich höre im Geist das Jammergeschrei der vertilgten Menschheit umher.

FAUST. Herrlich! Du wirfst Dein Bild in wenigen kräftigen Zügen hin; ich will den sehen, der den Teufel nicht darin erkennt. – Sieh, ich finde keinen Gefallen an diesen Verwüstungen; kannst Du mich nicht auch zum Teufel machen?

GOG. Habe Geduld!

FAUST. O Du scheußlicher Drache, triumphire nicht! Ich bin ja nur auf wenige Jahre Dein! – Aber ich mag diesen brüllenden Flammenstrom nicht mehr sehen; zeige mir das Gegentheil davon!

GOG. Was nennst Du das Gegentheil?

FAUST. Schwachköpfiger, armseliger Teufel! muß man Dir alles sagen? Das stille, ruhige Meer will ich sehen, wie es gleich einem unendlichen Spiegel auf dem Erdball da liegt.

GOG. Das sollst Du in wenigen Augenblicken schauen; wir sind in der Nähe desselben. Komm. Führt ihn ab.[154]

Quelle:
Benkowitz, Karl Friedrich: Die Jubelfeier der Hölle, oder Faust der jüngere. Berlin 1801, S. 153-155.
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