Achte Scene.

[38] Vorige. Die vier Gefährten Faust's kommen aus dem Dom.


WOHLHALDT zu Röschen.

Ah, siehe da! die schöne Nachbarin!

Willkommen hier!

WAGNER, KAYLINGER, MOOR.

Willkommen hier!

Alle begrüßen Röschen. Wohlhaldt spricht während des Folgenden eifrig mit ihr, sie sucht sich von ihm loszumachen.


KAYLINGER zu Franz.

Auch du hier, tapf'rer Held?

Denkst du uns wieder einzufangen?[38]

MOOR.

Wie habt ihr nur den Weg gefunden?

FRANZ.

Ach, wollte Gott, wir hätten ihn verfehlt!

RÖSCHEN zu Wohlhaldt.

Ich bitt' Euch, sprecht nicht so und laßt mich geh'n!

WOHLHALDT.

Verweilet hier nur noch ein wenig,

So könnt Ihr mit der schönen Gräfin ihn

Dort aus dem Dome kommen seh'n.

RÖSCHEN.

Hört auf! Ich glaub' Euch dennoch nicht!

KAYLINGER zu Franz.

Du wirst nun wohl bei uns verbleiben,

Denn Röschen wird ein Gleiches thun.

Wir führen hier ein lustig Leben,

Und haben Alles voll im Ueberfluß!

FRANZ.

Laßt mich! Ich mag mit euch nichts theilen.

WOHLHALDT.

Es ist, wie ich es Euch gesagt:

Er hat nur Augen noch für sie.

Drum rächt Euch an dem Falschen

Und wählet mich zu Eurem Freund!

Ich führ' nach Straßburg Euch zurück,

Dort soll der Kirche Band uns einen.

RÖSCHEN.

Genug nun der Verleumdung!

Verlaßt mich, Unverschämter!

FRANZ.

Hinweg von ihr!

KAYLINGER.

Was giebt es da?

WAGNER.

Was hast du mit dem armen Kinde?

WOHLHALDT.

Ein bloßer Scherz! (Verdammter Eigensinn!)

RÖSCHEN zu Wagner.

Er lästert unsern Freund

Und schilt ihn falsch und treulos!

Faust kann nicht treulos sein!

Musik im Dome. Poco Adagio. F dur.


FRANZ.

Komm' Röschen, laß uns fliehen!

Es droht uns hier nur Unglück.

RÖSCHEN ohne auf ihn zu hören.

O Gott, ich soll ihn wiedersehen![39]


Quelle:
Louis Spohr: Faust. Leipzig [o. J.], S. 38-40.
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