Liebeslied im Herbste

[198] Ach, mein Herz ist bange,

Bange nach meiner Geliebten.

Sehnsucht hält die Schatten-

Flügel über mir.


Wolken fliehn im Winde;

In vergilbenden Wipfeln

Stöhnt es: meine Seele

Singt und stöhnt nach ihr.


Du und unsre Liebe,

Du und dein Herz voller Güte! ...

O mein Glück, mein Leben:

Einsam bin ich hier.


Doch ich will nicht klagen.

Über die grauen Weiten

Spannt sich ein Liebesbogen

Hoch von mir zu dir.


Was die Liebe bindet,

Trennen nicht Berg und Meere.

Schließe die Augen: siehe! –:

Sieh, ich bin bei dir.

Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Gesammelte Werke. Band 1: Gedichte, München 1921, S. 198.
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