Gebet des geschienten Ritters im Felde

[399] Herr Gott im Himmel, hör mich an!

Sitzend muß ich beten, weil ich nicht knieen kann,

Und auch die Hände falten,

Das kann ich nicht;

Ich muß die Lanze halten

Zur Brust mir dicht.


Nun höre, was ich bete,

Lieber Gott und Herr:

Zu Bette liegt die Grethe,

Der machs nit schwer:
[399]

Sie will ein Kind mir bringen,

Mägdlein oder Sohn:

Das laß du wohl gelingen,

König auf deinem Thron!


Sonst hab ich nichts zu beten,

Ich muß im Felde stehn, –

Nur das mit Grethen

Laß wohl geschehn.


Quelle:
Otto Julius Bierbaum: Irrgarten der Liebe. Berlin/Leipzig 1901, S. 399-400.
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Der Neubestellte Irrgarten Der Liebe: Um Etliche Gaenge Und Lauben Vermehrt, Verliebte Launenhafte, Moralische Und Andere Lieder, Gedichte U. Sprueche . Bis 1905. 1 Bis 6 Tausend. (German Edition)