Dritte Scene

[31] Rose. Denise wo sie abging.


DENISE mit leuchtenden Augen aber schüchtern. Ah, Rose, denke nur – ich weiß eigentlich gar nicht, ob ich es Dir sagen soll!

ROSE ohne Denise zu beachten, immer lesend. »Sogar seine kleine Tänzerin verabschiedet!« – Aufschreiend. O – das ist abscheulich, abscheulich! –

DENISE zurückfahrend. Mein Gott – wie erschreckst Du mich! Was hast Du denn da?

ROSE starrt sie wild an. Nichts – das für Dich taugt! Was willst Du denn? Ich bat Dich mich allein zu lassen!

DENISE. Ja, das wollte ich auch, aber – eben kommt Jean herauf, Graf Adolph wünscht dringend –

ROSE aufspringend. Wer? Er?

DENISE. Ja, ja, er! Und er wünscht uns sehr dringend zu sprechen!

ROSE. Ich empfange noch nicht – und ihn vor Allen nicht.

DENISE. Aber dringend hat er gesagt – und weißt Du, durch den Garten ist er gekommen – nicht durch das Vestibül – also handelt es sich um etwas Geheimes.

ROSE decidirt. Ich spreche ihn nicht! –

DENISE ärgerlich. Nun wird er aber zum drittenmal abgewiesen, das ist unhöflich, weißt Du das?

ROSE finster. Einerlei! Ich sehe ihn nicht.

DENISE trotzig. Nun – so empfange ich ihn.

ROSE. Du allein? Was würde Madame Armande sagen?[31]

DENISE trotzig. Wenn Madame Armande sich erlaubte mit Papa nach der Porte St. Martin in die Komödie zu fahren ohne mich Ahmt sie nach. »weil das Stück für mich nicht passe, da eine Entführung darin vorkomme« was doch gar nicht so unpassend ist – so erlaube ich mir, einen Freund des Hauses auf mein Risico zu empfangen.

ROSE nimmt rasch die Briefe an sich. Du hast als Tochter des Hauses über dieses Zimmer zu disponiren. Mich wirst Du entschuldigen, Denise; zeige es mir an, wenn er sich entfernt haben wird. Ab Seitenthür links.

DENISE allein, in starrem Staunen. Ist es denn möglich! – Etwas Geheimes sollen wir erfahren, und sie läuft davon, und vor ihm, den sie sonst so gern kommen sah? Naserümpfend. Hm! Es fehlt Rose doch an der eigentlichen Weltbildung, ihr Stand läßt sich nicht verläugnen.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Gesammelte dramatische Werke, Band 10, Leipzig 1863, S. 31-32.
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