Zweite Scene

[51] Vorige. Dore.


DORE von links im Hintergrund, rasch laufend, ruft hinter der Scene. Gleich Vater! Bin schon da! Tritt auf, in strahlender Heiterkeit, ganz Leben. Was soll's geben? Der Vater will gewiß den Steffen haben?

VEIT. Wann ich den wollt', hätt' ich nicht nach Dir gerufen! Der soll sich heut noch nicht vor mir sehen lassen, wenn er nicht nach einer Kopfwäsch' verlangt, die einen Mohren weiß machen könnt'. Barsch. Möcht' doch wissen, wer mir den Gefallen gethan und die Mit einem Seitenblick auf Gertrud. verfahrene Geschicht' wieder in's G'leis gebracht hat!

DORE vergnügt. Vater, das hat die Rosel gethan, Gott vergelt's ihr! und auf Pfingsten zu meiner Hochzeit, will sie einmal wieder tanzen, daß Ihr Eure Freud' haben sollt, Vater!

VEIT. So? Soll mir lieb sein! Also die Rosel hat's gemacht! Auch gut, nachher kannst ihr gleich sagen, daß der Theobald heut' geschrieben hat: er sei parat, und daß auf Pfingsten zwei Hochzeiten beim Sonn'wirth abgehalten werden, oder – gar keine! Das ist mein letztes Wort! Mit einem triumphirenden Blick auf Gertrud. Merkt's allesammt. Ab, ins Haus.

DORE ganz starr. Mutter! Habt Ihr die Rosel an den Vater verrathen? –

GERTRUD. Was denkst! Nicht mit einem Wort! Steh ja selber da wie eine Salzsäul'! Jetzt will er die Rosel durch Dich zum Theobald zwingen.

DORE fährt zusammen. Mutter, um Gotteswillen! Die Rose ist beten gangen, in die kleine Capell' hinauf, muß jeden Augenblick kommen, seht zu, daß sie ihm nicht gleich in die Händ' läuft; wenn er ihr jetzt so was sagt, so könnt' sie glauben, ich verlang' ein solches Opfer von ihr – und lieber wollt' ich ja –

GERTRUD kopfschüttelnd. Glaub' kaum, daß er das Herz dazu hätt' ihr's zu sagen – will ihr aber doch aufpassen. Der Brief vom Theobald muß Schuld sein, daß er sich in sein' Eigensinn wieder so verbissen hat. Das ist bös'! Ist doch ein Elend mit den Mannsleuten! Ab ins Haus.

DORE. Ja wenn der Vater so anfängt, da ist nichts mit ihm aufzustellen. Was soll ich jetzt dem Steffen sagen, der mit Herzklopfen wartet daß ich ihn zum Vater holen soll? Der hat geglaubt wir seien schon am Ziel – und wer weiß, wie weit wir noch davon sind! Ach, und erst die Rosel! Die arme Rosel, was soll noch da d'raus werden? – Geht nach links ab, wo sie kam. – Kleine Pause.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Gesammelte dramatische Werke, Band 10, Leipzig 1863, S. 51.
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