Vierte Scene

[7] Sebaldus. Lorenz.


SEBALDUS schleichend, freundlich und sehr sanft. Guten Tag, mein ehrlicher Lorenz! Ist Eure edle Frau daheim?

LORENZ für sich. Gleißnerisches Spinnengesicht! Juckt mir's doch in allen Fingerspitzen, wenn ich ihn sehe. Laut und kurz. Werde sie Euch gleich senden, Herr Klosterpfleger. Ab.

SEBALDUS allein, giftig. Ist auch ein so frecher, übermüthiger Bursche wie sein Herr! Aber warte nur, hochmüthiger[7] Guttenberg, wir werden Dir den spröden Nacken schon noch beugen! Wenn's wahr wäre, was der verstorbene Drytzehn im Rausch plapperte! Wenn er wahr und wahrhaftig an der Kunst laborirte, mit hölzernen Tafeln ganze Bücher zu fertigen, die man vertausendfachen kann? Es wäre entsetzlich! So lächerlich die Idee ist, so schrecklich ist sie auch! Unser Kloster lebt nur von der Feder – müßte das nicht alle Schreiber verderben? Und welches Unheil drohte der Welt, wenn eine solche Erfindung die wohlthätige Blindheit zerstreute, welche uns jetzt das Volk unterthan macht! Wenn es mir nur gelänge, die Frau auf meine Seite zu bringen – sie ist fromm – abergläubig – und –


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Johannes Guttenberg. Berlin 21840, S. 7-8.
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