Dritte Scene

[39] Vorige. Schelm vom Berge. Sonnenberg.


SCHELM. Vergebt mir, kaiserlicher Herr! doch draußen ward mir die Zeit ein wenig lang, dieweil die Secretarii, – die da sitzen in der Halle in langen schwarzen Röcken,[39] und mit wichtiger Miene am Federkiele schnitzeln, – mir altem Manne verwehren wollten, auf und nieder zu schreiten nach meiner festen Art; das störe sie, meinten sie, und das verdroß mich denn ein wenig.

KAISER. Ich glaub' es Dir, mein werther alter Freund! Doch mußt Du es ihnen heute zu Gute halten, sie forschen emsig in den Kaufpakten der Thüring'schen Erblande, welche man uns streitig machen will, ob wirklich ein Punkt zu finden, den man verdrehend, unsere guten Rechte schmälern könnte. Nur selten lege ich diese wichtigen Pergamente in ihre Hand, d'rum lass' Dich's heute nicht so sehr verdrießen. Wen bringst Du mir denn da?

SCHELM. Den Junker von Sonnenberg, den Sohn Ludwigs von Sonnenberg, Eurer Majestät Statthalter und Reichsmarschalk; einen tüchtigen Kumpan, der das Zeugniß seiner ritterlichen Fähigkeit hiemit zu den Füßen seines allergnädigsten Kaisers legt.


Junker von Sonnenberg läßt sich auf ein Knie nieder, und überreicht dem Kaiser schweigend ein Pergament.


KAISER. Steh' auf, junger Mann! wir lieben es nicht, daß man vor uns kniee, nur vor Gott geziemet solche Demuth. Du hieltest Dich, wie uns berichtet ward, durch drei Monde gegen die Ecksteiner in Deines Vaters[40] Burg. Hat das Pergament geöffnet und liest. Bei meiner Ehre, Du hast gethan, wie ein erfahrner Kriegsmann, Du hast gekämpft wie ein tüchtiger Ritter, und Dich hoch verdient gemacht, um uns und unser Erbland. Du hast die Burg behauptet gegen die Uebermacht meines erbittertsten Feindes, des Gerhard von Mainz; auch sind wir Dir, wie unsre theure Nichte uns versichert, noch für einen zweiten Dienst gar hoch verpflichtet. Junker von Sonnenberg, hast Du Lust, Deinem Kaiser zu dienen?

SONNENBERG feurig. Mit Gut und Blut, mit Leben und mit Ehre!

KAISER legt ihm die Hand lächelnd auf die Schulter. Du gefällst mir, Junker! was meinst Du, Ales? Sieh einmal in seine Hand?

ALESSANDRO. Sieh in sein Auge, Kaiser, meiner Wissenschaft genügt der eine Blick, ihm magst Du trauen, halte ihn lieb, und feßle ihn an Deinen Schritt.

KAISER lächelnd. Mein wackrer Junker, Du magst wohl von Glück sagen; denn Du vernahmst ein seltenes Wort aus dem Munde unsers würdigen Arztes. Friedmann von Sonnenberg, von heute an soll Dich ein Dach mit Deinem Kaiser schirmen. Wir ernennen Dich zu unserm[41] Leib- und Ehrenjunker, und werde Sorge tragen, daß man Dich von den Pflichten dieses Amtes in Kenntniß setze.

SONNENBERG in freudigem Staunen. Mein Kaiser – wie, dies unverdiente Glück?

SCHELM. Ich danke Euch, mein kaiserlicher Herr, im Namen meines fernen Waffenbruders. – Ihr habt gewiß keinen Fehlgriff gethan, da Ihr seinen edlen Sohn an Euch gefesselt; ein guter Stamm treibt einen guten Zweig und die Lehren des Vaters werden Euch goldne Früchte tragen in den Werken des Sohnes.

KAISER. Davon sind wir auch überzeugt, und denken wohl und klug gewählt zu haben.


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 39-42.
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