Sechste Scene

[48] Die Mittelthüre stand offen – als der Kaiser zurück geht, sieht man an der Thüre Dienerschaft erscheinen, welche vorantritt, dann Amalgundis, vom alten Schelm geführt, hinter ihnen Jutta, an Junker von Sonnenbergs Hand – beide Frauen sind kostbar gekleidet, Amalgundis trägt den gekauften Falken auf der Hand.

Vorige. Amalgundis. Jutta. Schultheiß. Schelm. Sonnenberg


KAISER geht ihnen bis zur Thüre entgegen, – Amalgundis will ihm die Hand küssen; er aber, ohne es zu dulden, küßt sie auf die Stirne. Sei mir gegrüßt, mein theures Kind; auch Ihr, Jungfrau Jutta, seid herzlich mir willkommen. Wir danken Euch, Herr Schultheiß, daß Ihr uns die Nichte so wohl bewahrt, indeß uns Krieg und mannigfaches Treiben fern von Frankfurt hielt.

SCHULTHEISS. Ich fühle mich gar hoch geehrt durch das Glück, Euch, mein kaiserlicher Herr, einen Dienst leisten zu können.

AMALGUNDIS. Ich war wohl versorgt in seiner gütigen Huth, und bin zu doppeltem Dank Euch verpflichtet, mein kaiserlicher Ohm, daß Ihr auch in der Ferne so väterlich für Eure arme Nichte sorgt.[48]

KAISER. lächelnd. Ei, unser Fräulein Nichte weiß die Worte heut' ja besonders wohl zu setzen, doch – was bringst Du da? Gar ein Geschenk für Deinen Ohm?

AMALGUNDIS schüchtern. So oft hörte ich Euch klagen um den weißen Falken, den Ihr bei der letzten Reiherjagd verloren. – Der Zufall ließ mich dieses herrliche Thier hier finden, und so wagte ich's ...

KAISER heiter. Wir danken Dir, mein holdes Kind, Du weißt nicht, wie herzlich Dein Geschenk uns erfreut. Herr Schultheiß, tretet dort hinein mit den Frauen, wir folgen Euch sogleich.


Schultheiß, Amalgundis, Jutta links ab.


Du, Ritter Schelm vom Berge, trage Sorge, daß unserm Leibjunker seine Gemächer in unserer Nähe angewiesen werden. Wir erwarten von Dir, Junker von Sonnenberg, daß Du fortwandelst auf der neuen Bahn Deines Lebens in der Weise, wie Du sie betreten; das Recht stets im Auge, Muth im Herzen, und das Schwert in der Hand: so wollen wir unsern Leibjunker finden zu jeder Frist. – Und nun gehabt Euch wohl!


Winkt mit der Hand, Beide ab.
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Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 48-50.
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