Erste Scene

[99] Vieles Volk geht über die Scene. Beata mit ihrem Manne Daniel. Beide stattlich geputzt.


BEATA. Aber warum denn hieher, Daniel? Dort oben bei dem Rathhaus kann man den Zug viel besser sehen.

DANIEL. Hier aber werden wir von der Menge nicht so molestirt.

EIN GRIECHE im vollen Kostüme. Kommt mit mir, Herr Daniel, nebst Eurer schönen Frau; ich habe Bekanntschaft am Hofe, nehme Euch mit in die kaiserliche Pfalz, da können wir das Bankett recht in der Nähe sehen.[99]

DANIEL. Ei, Meister Gregor, das wäre gar nicht schlecht.

BEATA zupft ihn. Was fällt Dir ein, warum nicht gar! Mit dem langbärtigen Menschen, der aussieht wie ein Türke, gehe ich nicht einen Schritt über die Straße.

DANIEL. Wie Du meinst, sei nur nicht böse. Verlegen. Wir danken schön, Meister Gregor, wir wollen noch die Nachbarin abholen.

GRIECHE. Wie Ihr wollt. Geht über die Bühne.

DANIEL. Was dem Weibe nur wieder einfällt, Alles muß nach ihrem Kopfe gehen.

BEATA verdrießlich. Das ist nicht mehr als billig. Hätten sie den hübschen Junker Sonnenberg nur nicht in den Kerker gesteckt, der hätte uns gewiß einen guten Platz beim kaiserlichen Bankett angewiesen. Oder wäre der Meister Antonio hier, der weiß auch überall Rath.[100]


Quelle:
Charlotte Birch-Pfeiffer: Pfeffer-Rösel oder Die Frankfurter Messe im Jahr 1297. Wien 1833, S. 99-101.
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