Cap. XIIII.

[146] JUDITH zů dem Volck.

Losend ir brüder was ich sag

so bald an himel kumpt der tag

So lůgend saumend euch nit lang


diß haupt das stöckend an ain stang

Stöckend das auff der mauren auff

mit gwerter hand kommend zů hauff

Und fallend hnauß mit grossem gwalt

der jung gleich als wol als der alt

So starck das ymmer mag gesin

und tringend starck auff dise hin

Nit samb ir wöltend neben sich

beseitz abziehen / sonder glich

Tringend starck auff das leger dar

so das die speher werden gwar

Werden sy tringen hindersich

zů Holofernis zelt gelich

In aufferwecken zů der schlacht

so unversehen bey der nacht

Wann sy den leib finden im blůt

wirt in empfallen sterck und můt

In dflucht werden sich gen die find

gleich wie ain läblin vor dem wind

Gott hat sy geben in ewr hand

zů wirgen / jagen alle sand.[146]

OZIAS.

Ir trewen lieben Burger mein

der rhat dunckt mich sehr nützlich sein

Fraw Judith hat thon wie ain man

es stünd uns warlich übel an

Das wir nit brauchten dises glück

des Gott durch sy uns zů hat gschickt

Darumb will ich euch hon ermandt

nemmend die gwer in ewer hand

Seind dapffer heüt auff disen tag

es soll kainer zum sig sein zag

Den uns Gott schon verlyhen hatt

wir wend uns legern auß der statt

Du blaser blaß den lerman an

das fluchs sy rüste yederman

Wolauff das man sich saum nit lang

das haupt das steck man auff ain stang.

JUDITH.

Seind mannlich für ewr vatterland

ir hond den sig schon in der hand

Ich hab mein raiß gerichtet auß

kumb Promptule / wir wend zů hauß.


In dem steckt man das haupt auf / und blaßt man lerman.


OZIAS.

Send hin mein lieber Banerherr

Gedenckend heüt an ewer ehr

Dieweil das zaichen auffrecht stat

das hail ain freyen fürgang hat.

BANERHERR.

Das zaichen will ich lassen nit

biß das uns Gott verleicht den frid[147]

Ich wills nit auß den henden lon

es můß eh als zů scheytern gon

O Herr stand bey der ghrechtigkait

durch dein gnadreiche gütigkait

Dieweil das zaichen auffrecht gat

so sicht man das du dein genad

Uns stercklich heüt mittailen wilt

die baß bewart dann alle schilt

Darumb ir trewen Burger mein

lond mich euch all befolhen sein.


Eh unnd man hinauß felt / thůt Ozias die red / und ermanet sy um gebett.


Seind standhaft lieben Burger gůt

gond dapffer dran mit freyem můt

On zweyfel hats heüt mit uns Gott

dieweil das haupt ist gschlagen ztod

Dieweil nun Gott ist mit uns dran

so sey ain yeder heüt ain man

Doch das man nichts mit frävel thü

so knüend also nider hie

Und rüffend Gott an umb sein gnad

darnach gond manlich an die that.


So man von dem gebett auffgestanden ist / so felt man mit aller ungestümigkait außhin.


DEMIUS auff der schiltwacht.

Loß Desmon herstu nit das gschell

DESMON.

Es ist etwas / sey was es wöll

DEMIUS.

Die feind die kommen mit gewalt[148]

DESMON.

Lauff eyletz laß uns sagen bald

DEMIUS.

O lerman / lerman / feindio

AMORITER HAUPTMAN.

Wie Demi / warumb schreist also

DEMIUS.

Die feind seind hie mit gantzer macht

wir honds gehört dort auff der wacht

Sy tringen gwaltig auff uns har

still / losend / nemmends selber war.

HAUPTMAN.

Fluchs / weckend Holofernem bald

eh das der feind uns überfalt.

MOABITER HAUPTMAN.

Wa mag doch sein der Kämerling

sich Vago / gang einhin gering

Weck auff den Hertzog eyletz schnell

sag im von disem ungefell

Sy seind geschloffen auß dem hol

ich bsorg die statt sey bsetzet wol

Den kampff dörffends uns bieten an

das mich nit gnüg verwundern kan.


In dem spring Vagao wider herauß und springt in Judith gemach / und schreyt.


Mort / o mort / über alles mort

MOABITER HAUPTMAN.

Was schreyst also / was sagst für wort[149]

VAGAO springt wider herauß / und zerreißt die klaider.

Hey ist es nit ain grosse schand

dem gantzen Assirierland

Das gantz Nabuchadnezers reich

hat gschendet also lesterleich

Ain blödes / schnödes Jüdisch weib

da innen ligt des Hauptmans leib

Am herd da innen in dem blůt

er hat kain Haupt / ich hab kain můt.

AMORITER HAUPTMAN und die Capitenier zerryssen die klaider.

Ich bin verzagt / ich bin kain man

wie wend wir all sach greiffen an?


Quelle:
Sixt Birck: Sämtliche Dramen. 3 Bände, Band 2, Berlin und New Yorck 1976, S. 146-150.
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