Am Tage der Reinigung Mariæ


Die Geistliche Heimkunft

[91] Nach der Singweise: Ich hab mein Sach Gott heimgeste.


1.

Herr Jesu Christe, Gottes Sohn,

Ich red mit dir wie Simeon:

Mein Glaub schon lange sehnte sich

Zu sehen dich,

Dich zuümarmen fästiglich.


2.

Nun hab ich mich so manche Zeit

Gezogen müd an Eitelkeit.

So drückt mich auch, lässt mir nit Rast

Die SündenLast,

Mit der viel Straff wird aufgefasst.


3.

Du lässest manchen täglich los

Und setzest ihn in Gottes Schos,

Da man hat ewig-süsse Ruh:

Wann schickest du,

Der mich auch hol, den Boten zu?


4.

Dein Engel ists und nicht der Tod,

Der mich hinführt aus aller Noht,

Wann daß ich stirb und geh zu Grab:

Dann reis ich ab

Gen Himmel, der der Erd mich gab.


5.

Knecht' und Taglöhner sind erfreut,

Wann naht herbey die Abendzeit,

Weil sich alsdann die Arbeit endt

Der müden Händ

Und sich der Leib zur Ruhe wendt.


6.

Im Himmel ist mein Vaterland,

Hier bin ich in dem Pilger-Stand;

Der Wander-bündel dieser Erd

Mich hart beschwert.

Ach! meine Seel nach Haus begehrt!


7.

Fried wohnet nur im Himmelzelt:

Voll Kriegs ist diese böse Welt.

Dank' ab, O Jesu, deinen Knecht:

Mich hat geschwächt

Nun lang genug das Feind-gefecht.


8.

Fahr endlich ab, du müde Seel,

Aus deines Leibes Marter-höl!

Dein Wanderstab sey Christi Blut,

Dein Pilger-Hut.

Der liebe Todt macht alles gut.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 5, Hildesheim 1964, S. 91.
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