121. Der Schatz im Schloßberg.

[90] Mündlich von Baihingen.


Oberjexingen war vor Alters viel größer, denn jezt; ungefähr eine halbe Stunde davon steht die Schloßbergruine, die zum Orte gehörte. In dem Berge sollen noch große Keller sein. Ein Loch, das hinein führte, zeigte man vor noch nicht gar langer Zeit. Mal gingen drei Mädchen in's Gras, stiegen auch auf den Schloßberg und kamen zu der[90] Oeffnung. Eine von ihnen faßte Mut, sie wolle hinuntergehen, wenn ihr die andern helfen, und sehen, wohin die Höhle führe. Sie knüpften ihre Krauttücher zusammen und ließen ihre Kamerädin hinunter. Wenn sie, sagte die Mutige, an dem Bündel ziehe, so sollen sie denselben heraufziehen. Sie war noch nicht ganz hinunter gelassen, da zog sie schon an. Alsbald war sie wieder heroben, zitterte und bebte und war wie die Wand so weiß. Sie habe Schauerliches gesehen, eine Kiste sei im Berge drunten, so groß wie ein kleines Haus; ein kohlrabenschwarzer Pudel mit Schlüsselbund im Maul sei wie wüthend darauf hin und her gelaufen. Das Mädchen erkrankte bald und starb nach kurzer Zeit.

Das Loch in dem Schloßberg ist vermauert worden70.

70

B. Baader, 2. Samml. Nr. 9.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 90-91.
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