33. Der Ritter auf dem Wildenstein.

[27] Mündlich.


Das Schloß Wildenstein liegt auf dem Felsen, daß es einem ganz graust, wenn man hinab oder hinauf sieht. Es ist in der Nähe von Beuron. Der lezte Wildenstein, dem Kloster und der ganzen Nachbarschaft ein böser Kamerad, war ein grausamer Raubritter, der die ganze Umgegend unsicher machte weithin. Wollte man ihm zusetzen, so zog er seine Fallbrücke, und sein Nest war unzugänglich. Nach seinem Tode mußte er wegen seiner Gräuelthaten umgehen als »der böse Ritter«, wie ihn das Volk heißt. Bei Nacht, ja oft bei glockhellem Mittag, rasselt's und rumpelt's im Wildenstein fürchterlich. Das wissen die Gaißenhirten um den Berg und Felsen herum am besten und können nicht genug erzählen von dem Schauderhaften. Es sei dann gerade, wie bei einem Erdbeben: man höre ein unterirdisches Brüllen und Tosen, wie wenn alle Teufel los wären. Auch außen am Berge und um die alten Mauern herum haust der böse Ritter bisweilen. Er ist ganz kohlrabenschwarz; auf kohlrabenschwarzem Rosse reitet er, ganz vermummt, daß man ihm nicht in's Gesicht sehen kann. So jagt er an den Hirten und Heerden vorbei unter furchtbarem Sausen und[27] Brausen, und ein übermäßig starker Windstoß geht ihm voran16.

16

Der blinde Volksdichter, der des Donauthales kundige Anton Schlude, gibt uns eine Geschichte der Bergfestung Wildenstein, wo unsere Sage daheim. Sigmaringen 1856. (Beck, Tappen) 58 Seiten.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 27-28.
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