55. Das Grindenmändle.

[43] Mündlich von Thalheim.


Ob der Pfarrkirche in Unterthalheim erhebt sich der Vogelberg. In dem Abhange genannten Berges ist eine höhlenartige Oeffnung. Daran knüpft sich die Sage vom »Grindenmändle«. Unten in Thalheim am Fuße des Berges ist ein rot angestrichenes Haus, das »Wittumsbaurenhaus«. Es mag jezt 100 Jahre her sein, kam das Grindenmändle[43] immer in dieses Haus und that dem Wittumsbauren viel Gutes. Jedesmal, so oft gebacken wurde im Hause, durfte man des Abends nur das Mehl und Wasser und was sonst nötig, hinrichten. Morgens lagen Laib, Kuchen und Bêten gut gebacken da. Mal stach's die Leute in die Nase: sie blieben auf und guckten, was das Grindenmändle thue. Da kam ein herzigs kleines Zwergmännlein mit zerrissenen Höslein, arbeitete und buck darauf los, daß es eine wahre Freude war. Des Wittumsbauren dauerte das arme Männlein, weil es so zerlumpt war, ließen ihm neue Höslein fertigen und legten's ihm die ander Nacht hin. Von dort an kam Grindenmändlein nie mehr, soll aber Höslein angezogen und mitgenommen haben30.

30

Grimm, Myth. I. 2. 425. B. Baader, bad. Sagen, 2. Samml. S. 66. Nr. 93. Solche Löcher, wie »Grindemändlisloch«, kennen die Sagen noch viele. Die Literatur der Sagen über Zwerglöcher hat Zingerle, Sagen, Märchen etc. S. 49. Anmerk. 2, zusammengestellt.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 43-44.
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