79. Spitzberger Weiblein.

[61] Mündlich von Hirschau.


Auf dem Spitzberg bei Tübingen ist ein Schatz. Den hütet auch ein klein Weiblein, so groß wie ein zweijährigs Kind, schneeweiß angezogen, mit wunderbarem Krönlein auf dem Kopf von eitel Gold und kostbarem Gestein. Man konnte das Weiblein am hellen Mittag sehen, wo es etwa um 11 und 12 Uhr aus den Gewölben herauskam, tagtäglich den Neckar herabging, sich badete und immer auf dem selbigen Wege wieder zurückkehrte; gerade wie der Schlangenkönig auf dem Spitzberg. Oft kamen Leute heim, besonders Buben, die in den Halden im Weinberge arbeiteten, die deutlich sahen, wie das Spitzberger Weiblein droben stand und ihnen zuwinkte. Wären sie, statt aus Angst davon zu laufen, gegangen, so hätten sie gewiß einen Schatz erlösen können.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 61.
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