80. Das Burrenweible.

[61] Mündlich.


In Schmiechen bei Schelklingen ist ein Berg, in dem haust das »Burrenweible«, und zwar in dem großen Felsen drinnen. Ehmals kam Burrenweible von seinem Steine herunter in ein Haus, das vor Schmiechen draußen steht, und verrichtete da alle Hausgeschäfte, besorgte gerne die Wäsche. Abends richtete man Alles hin, Morgens war[61] Alles fein und klar gewaschen, daß es eine Freude war. Burrenweible kam hinten zum Haus herein durch ein eigenes Thürlein, das jezt noch gezeigt wird. Von seinem Steine ging's herab, nicht der Straße nach, sondern von der Straß ab, feldeinwärts; und dies sein Weglein war so kerzengerade, wie mit dem Lineal gemessen, dem Hausthürlein zu. Wenn die Saaten stehen, sieht man das Weglein am besten, weil alles dort kürzer wächst. Das Burrenweible kam gewöhnlich hautnackt. Deß erbarmte die Leute, weil es so gar arg fror, und legten ein Hemdlein hin. Weible ließ Hemdlein liegen und kam von da an nie und nimmer mehr.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 61-62.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben