95. Das Fräle vom Spessartwald.

[68] Mündlich.


Ging mal ein Mädchen vom Hohenlohe'schen heim durch den Spessartwald. So in der Mitte angekommen, vernahm man einen wunderschönen trillernden, jodelnden, weiblichen Gesang. Es kam immer näher. Da auf einmal schwickte ein »g'stumpetes«, kleines, steinaltes Weiblein daher mit »g'stumpetem« Röcklein, ein schneeweißes Tüchlein am Kopf[68] hinaufgebunden. Das alte Weiblein sagte: »Glück, Heil und Segen, Gott sei Euer Geleitsmann«! und sang wieder fort, war aber ganz unsichtbar geworden. Den Gesang hörte das Mädchen noch lange, Weiblein sah es keines mehr. Es war dieses nichts anders als das sog. »Fräle«, im Spessart wol bekannt.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 68-69.
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