344. Der Graf von Marstetten.

[225] Griesingers Universal-Lexikon von Württemberg. Stuttgart und Wildbad 1841. S. 871. u. 872. Mündlich.


Marstetten ist ein Weiler an der Iller, zum Pfarrdorfe Mooshausen gehörig und gehört dem Fürsten Waldburg-Zeil-Wurzach. Hier stand ein stolzes Schloß, der Sitz und die Stammburg der Grafen von Marstetten. Rudolph, Graf von Marstetten, machte im 13. Jahrhundert eine Fahrt in's Morgenland; sieben Jahre harrte seine Gemahlin seiner Rückkehr und beweinte ihn endlich für todt. Darauf entschloß sie sich, den Grafen Berthold von Neuffen zum Gemahl zu nehmen. Aber am Morgen des Hochzeittages erschien in der Mühle zu Buoch ein Pilger, eilte, als man ihm von dem Feste auf dem Schloß erzählte, spornstreichs dahin, mengte sich unter die Gäste und ward, als er in den Trinkbecher der Braut einen Ring warf, der sein Ehering war, als Graf Rudolph erkannt. Berthold erhielt nun die Hand der Tochter, statt der Mutter, und erbte 1154, da dieses das einzige Kind war, die Grafschaft von Marstetten198.

198

Ueber die »Fahrt in den Osten« vgl. Schambach-Müller, nieders. Sagen, die Abhandlung im Anhang. Eine ganz ähnliche Sage hat Nikod. Frischlin in seiner »Wendelgard« bearbeitet. Strauß, deutsche Dichtungen des Nikodemus Frischlin (lit. Verein) S. 9-62.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 225-226.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Märchen, Volksaberglauben
Sagen, Märchen, Volksaberglauben