480. Der Schmiedgesell und das Schrättele.

[301] Mündlich.


Ein Schmied in der Kißlegger Gegend hatte mal einen Gesellen gehabt, der hatte gar viel und arg vom Schrättele zu leiden. Jede Nacht sei der Quälgeist gekommen und sei[301] ihm auf die Brust gesessen und habe ihn arg gedrückt. Einsmal hat der Gesell absichtlich gewacht und sei nicht eingeschlafen, um seinen Quäler sicher zu bekommen. Schlag 12 Uhr erschien das Schrättele, tripp trapp, tripp trapp seinem Bette zu und sei auf die Decke gehüpft. Flugs haschte der Gesell mit beiden Händen darnach und was bekam er? Einen Strohhalm! – Der Gesell wußte aber, daß, wer den Schrat erwischt, ihn im Strohhalm erwische, in den er sich gerne verwandle. Er nimmt sein Messer, stuzt den Halm etwas und wirft ihn weg. Als er Sonntags, wie gewöhnlich, in die Kirche kam, sah er von der Emporkirche aus ein altes Mütterlein, das im ganzen Dorfe im Rufe einer Hexe stand, wie es beschädigt war. Er zweifelte gar nicht länger, daß dieses Weiblein sein Plaggeist gewesen, geht ihr in's Haus und that ihr tüchtig die Schaben herunter und drohte ihr mit noch Aergerem. Von der Stunde war der Schmiedgesell vom Schrätteledruck frei und los256.

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Grimm, Mythol. 394. Vernaleken, Mythen und Bräuche S. 268 ff. Panzer I. 88.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 301-302.
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