494. Das Heuberger Hexlein.

[308] Mündlich von Rottenburg und Umgegend.


Bei Rottenburg, nicht weit ab der Seebronner Straße, ist der uralte Heuberger Thurm, auch Mehlsack oder Hexenthurm geheißen. Er soll aus Römerszeiten stammen, sei zerstört und im Städtekrieg wieder aufgebaut worden. Dieser Heuberger Thurm sei ehedem der Sammelplatz aller Hexen der Umgegend gewesen. Die von Rottenburg ritten auf Ofengabeln um Mitternacht dahin. In dem Thurme selbst hauste das Heuberger Hexlein, eine kleine untersezte Weibsgestalt mit großem Kopf, wie der Mond am Himmel, und mit kleinen, kleinen Füßlein. Alle Hexen wurden von ihm bewillkommt. Da ging's an ein Tanzen und nach dem Tanz fing das Hexlein an zu prophezeien, ob die Weiber noch lange ihre Männer haben, oder sie bald verlieren und welche sie dann bekommen. Die Mädchen ließ das Hexlein ihre künftigen Männer sehen und wann sie dieselbigen bekommen261.

261

Vgl. Meier, Sg. S. 181. Nr. 1 u. 2.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 308-309.
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