563. Zauberer blindet.

[335] Mündlich von Baach.


Ein Komödiant, der zu Baach spielte, verblendete die Leute so, daß sie der Meinung waren, er schiebe auf dem Seil einen Karren auf das Dach des Wirtshauses, auch, als ob er einen Balken auf der Nase umhertrage. Da kam ein Mädchen vom Grasen heim, trug das Bündel auf dem Kopf und sah dem Komödianten zu. Nun wanderte es sich sehr, warum die Leute so viel »Luse« (Wesens) aus der Sache machten; derselbe schiebe ja nur einen »Gockeler« (Hahn) vor sich hin auf dem Seile, und trage einen Strohhalm auf der Nase. Der Komödiant, welcher bald merkte, daß das Mädchen einen siebenblätterigen Klee in ihrem Grasbund habe, wandte nun eine stärkere Verblendung auf dasselbe an, so daß es glaubte, es müsse beim Heimgehen durch ein Wasser waden. Das Mägdlein hob deßhalb seine Röcklein über Gebühr in die Höhe zum allgemeinen Gelächter der gaffenden Menge. So rächte sich der Komödiant284.

284

Vgl. Th. Vernaleken, Mythen und Bräuche S. 312 u. 313. Kuhn und Schwarz, nordd. Sagen S. 458. Nr. 432. Schambach und Müller Nr. 190.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 335-336.
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