1.

[341] An St. Thomas- und St. Andreastag gießen Nachts um 12 Uhr die mannsgierigen Mädchen geschmolzen Blei in's Wasser. Die Figuren des Bleies zeigen ein Handwerksgeschirr des zukünftigen Mannes. Ist er ein Bauer, zeigen sich Roßköpf; ist es ein Schreiner, ein Hobel u.s.w.

An St. Thomastag schauen die Mädchen Nachts um 12 Uhr in die »Stockgelte« (große Wassergelte in der Küche) und beten:


Heiliger Thomas, ich bitt dich fein,

Du wollest mir lassen erscheinen

Den Herzallerliebsten, den meinen.


Die Mädchen erwarten nun, daß durch die Kraft des hl. Thomas der Zukünftige aus dem Wasser schauen müsse.

Das Gleiche thut man zu Baach in der Neujahrsnacht291.

Ertingen.

291

Das Bleigießen ist überall in Schwaben zu Hause, sogar häufiger bei Gebildeten. Oefters findet es auch in der St. Sylvesternacht statt. Das »Zinn- oder Bleigießen« stammt nach Grimm aus dem griech. Alterthum. Mythol. S. 1072. 2.

Quelle:
Anton Birlinger/ M. R. Buck: Sagen, Märchen und Aberglauben. Freiburg im Breisgau 1861, S. 341.
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