80.

[69] Die Funkenringe, eine Art großer Brezeln, bestehen aus gewöhnlichem Hefenteig; die einen sind ganz einfach, die andern kostspieliger zubereitet, je nachdem die Geliebte, welche sie gibt, einem reichen Bauern angehört, oder auch nach dem Grad der Liebe. Meistens fallt der Funkenring kostbar aus, je kostspieliger und je vergnügter der Geliebte sich an der Fastnacht anließ. Die Funkenringe werden am ersten Fastensonntag dem Geliebten gegeben, und sie spielen die nämliche Rolle in Oberschwaben, fast wie die Fastnachtküchlein in Niederschwaben. Wenn der Bursche kommt und holt den Funkenring, so etwa vor dem Betläuten, dann führt ihn sein Mädchen in ihre Kammer und gibt ihm Kirschenwasser oder Obstbranntwein in dem Gläschen, das er ihr am letzten Kirchweihmarkt gekauft hat.

Die ganz reichen und vornehmen Bauern lassen am Funkentag sogenannte »backene Schnitten« auftragen, »bëefese« geheißen. Sie sind aus weißem, gutem, mürbem Teig gebacken, in Eiern umgekehrt und wieder gebacken, überstrichen mit zerhackten Birnenschnitzen und Weinbeeren, dann nochmal mit Eiern bestrichen, in siedendem Schmalz gebacken und mit Zucker und Zimmt bestreut. Aermere Familien schneiden nur vom Laib Brod herunter und legen die Schnitten in ein Eierteiglein, kehren sie wiederholt um und backen sie im siedenden Schmalz. Weder Weinbeeren, noch Zucker wird darauf gestreut: Alles glatt weg.

Das Birnenbrod aus gewöhnlichem Teig und zerhackten[69] Birnenschnitzen bestehend, heißen sie Birnenzelten. Die Mädchen backen sie; dazu trinkt man etwas »Brennts« (Branntwein).

Die Aepfelküchlein spielen in Privathäusern am Funkentag auch eine große Rolle. Wo es viel Obst gibt, findet man in den Wirtshäusern solche umsonst genug aufgetragen. In vornehmen Wirtshäusern wird den Stammgästen viel geräuchert Fleisch und Schnecken gegeben: Alles unentgeltlich.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 69-70.
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