280.

[287] Der Hahnentanz in Haid fand ebenfalls Sommers an einem Sonn- oder Feiertage Nachmittags mit Tanzmusik statt. Es wurde ein Kreis ausgesteckt und in denselben zwei Stangen als Durchmesser übereinander gelegt. Bei demselben stund ein verzierter Maien, behängt mit den Geschenken der Wirtsleute. Entfernt davon lag ein Pistol oder eine Flinte, die geladen waren, und an deren Zündpfanne ein langer Schwamm brannte. Die ledigen Bursche suchten nun ihre Tänzerinnen heraus, meistens Verwandte oder »Schätze«. Der Tänzer, welcher den Reigen eröffnete, bekam einen Strauß in die Hand; er durchschritt alsdann mit seiner Tänzerin einen Viertelkreis, und war er an der Stange angekommen, so mußte er seinem Hintermann den Strauß übergeben. Und so ging's der ganzen Reihe nach fort. Wer[287] nun den Strauß in der Hand hatte, wenn das Gewehr losging, der gewann mit seiner Tänzerin die auf dem Maien hängenden Gewinnste. Das war wiederum ein Volksfest, bei dem sich als Zuschauer alle Einwohner des betreffenden Orts und der Umgegend betheiligten. Schon Jahre lang läßt es aber auf seine Wiederholung warten.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 287-288.
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