Das V. Capitul.

Von Vngeschickten Vngebürlichen Mittelen / welcher man sich gemeinlich gebrauchet / wann man den Zaubereien vnd dem Vnholdenwerck begert zubegegenen oder zuvorkommen / vnd die Kranckheiten / sampt dem Vervntrewen / dem Segen vnd beschweren / abzuweisen vnd zuvertreiben /

[176] Dis ist die schwerste Frag / die man in diesem Tractat mag erregen / vnd zwischen dē Theologis / Canonisten vnn Juristen noch nit zerlegt noch resoluiret ist. Dann die Rechtsgelehrtē schliessen dahin / mā mög daß Zauberwerck auch wol durch Abergläubige Mittel vertreiben: vnn dieser meinung seind auch die Canonisten: Vnd sonderlich der Cardinal Hostiensis / Panormitanus / vnn Gottfridus Humbertinus / sammt mehr anderen.166 Deßgleichen etliche Theologi / als Scotus / genāt d' Subtil Theolog9 Lib. 4. Dist. 34. allda gemeldt wirt / es sei ein aberglaub / zumeinē /dz man das Gezaubert vnn die Vervnholdung nit auch durch Aberglauben mög vertreiben.

Aber andere Heyliger Schrifft Gelehrte / vnnd das grösser vnnd besser theil schließt dargegen / daß es ein Idolatri vnd[176] Apostasi / das ist / ein Abgötterei vnd Glaubens verlaugnung sey / sich vmb verhinderung oder hindertreibung der Verhechssung vnd Zauberwercks / des Teuffels vnd der Zauberer hůlff gebrauchen. In massen solchs inn dem zweiten Buch der Sententien / inn der sibenden Distinction geschlossen vnd determiniert wird. Vnd diser meynung ist Thomas von Aquin / in ebenderhůrter Distinction / auch Bonauentura / sampt dem Petro Alberto vnd Durando: es geschehe nun entweder auff solche weiß / daß man Verzauberung durch Verzauberung / nemlich durch mittel eins Zauberers oder einer Vnholden vertreibet: oder daß der / so gleich wol kein Zauberer / vnnd doch das Verhechßte hinweg schaffen will / daß Mittel zu solchem / einem andern auff Abergläubige Manier zu stellet: Oder daß man den Sathan außtrucklich oder heimlich dazu anruffet. Vnn vermeinen gäntzlich / man můsse eher den Todt außstehen / als mit solcher vnzimmlicher Abwehrung vmbgehen.

Vnd zwar dise letste Meinung ist die Gottseligst /vnnd die vorig gantz verdammlich vnd im Gesatz Gottes verbotten: Wie wir hernach anzeigen wöllen.

Auch Verfluchet Sanct Basilius hefftig die jenigen /welche zu dem Sathan oder den Zauberern jhre zuflucht haben / vnn durch solch Prestigiwerck oder Teuffelsplendungen suchen gesund vnnd Heyl zuwerden.167

Vnd Sanct Chrysostomus inn der achten Predig vber die Epistel zun Colossern spricht hieuon also. Citius mors homini Christiano subeunda, quàm Vita Ligaturis redimenda. Das ist. Ein Christenmensch soll jhm ehe den Todt außtretten / Als daß er mit Zauberbanden jhm wolt das leben erretten.

Gleichwol bedaucht mich / daß es die Theologi etwas zu kurtz fassen / vnnd es zu genaw beschneiden. Dann / wie sichs ansehen laßt / reden sie nur von dem höchsten Zweck vnnd Puncten der Zauberei. Vnd nit desto weniger ists gewiß / daß alle Mittel / darmit man dem vbelfůrkommet / es sey nun gleich Pestilentz / oder Krieg / oder Hunger / oder Kummer / oder Kranckheit / oder anderer vnfall / inn gemein oder besonder / darbei Aberglauben mit vnterlauffet / verwůrfflich vnd verbotten seien. Ich red aber / daß mans eigentlich merck / von Aberglauben oder Superstition. Dann die Natürlichen vnnd Göttlichen Mittel / welche Gott vns bescheret vnnd gegeben hat / darmit dem vbel / so vns äusserlich anstosset vnn kräncket / zuwehren / seind vnd werden allezeit löbliche vnd zuläßliche mittel bleiben.

Aber demnach wir im Job lesen / das auff Erden kein Gewalt sey / welchen der Sathan schewe / so ist ja ein grober Aberglaube / fůr Gespenst vnnd Zauberei eine Mörzwibel vber ein Thor hencken wöllen. Sonst zwar / mag man wol der Creaturen mit Göttlichem Gebett vnd am uffung zu diesem / der in dieser Welt Allmächtig ist / brauchen. Gleich wie man sicht / daß der Engel Azaria / des Tobie Reißgefärt / mit einer Fischlebern ein Rauchwerck macht / vnd alsdann sampt beigethanem Gebett den bösen Geist vertribe / welcher sibē Ehemänner eines Weibs / welchs Tobias zur Ehe nam / hatte vmbgebracht.

Vnd wiewol die Teuffel / in massen auch in vorgehendem Buch gedacht / das Saltz schewen vnd hassen.168 Als welchs ein Symbolum / anzeigung vnnd bedeutnuß der Ewigkeit ist: vnnd weil Gott befohlen hat / daß man zu allen Opffern Saltz brauchen solte: (zweiffels ohn darumb / das er seim Volck dardurch abwehrn wöllen / den Teuffelen zuopfferen.)169

Jedoch wird es die / so Saltz bei sich tragen / vor des Sathans listen nicht bewaren / wann daß vertrawen auff Gott nicht darbei ist.170 Dann sonst wann man anderer gestalt Saltz / oder Dattelkernen / von denen Plinius meldet / bei sich trägt / vermeinend dardurch ohn Gebett die bösen Geister zuhinderen oder zu vertreiben / das ist eine Abgötterey.171 Die Lariner nennens Amuleta, vom Amoliendo, als Preservatif vnd Verwarungen / dem vbel vorzukommen / vnnd Remedia, als Artzeneien / dardurch dem vbel abzuhelffen.

Vnd damit man sehe / daß der Sathan der Meister /Beihelffer vnd Erfinder solcher sonst präuchlicher Amuleten / Preseruatif / Contrecharmes, Gespenstwehrung[177] vnd Zaubereischewung / auch der zu vertreibung des verhechssens vnnd verzauberens gewonlicher Remedien vnnd Heylmittel seie / kan mans hierauß abnemmen / weil die Alten / vnnd sonderlich die Römer im brauch gehabt / den Kindern ein solch gestalt eins Männlichen Glides an Hals zuhencken /welchs man Zucht vnd Erbarkeit halben billich verhälen sollen / vnnd dasselb Fascinum genandt / als welchs ein Zauberei hinderung fůr allerley Gespenst vnnd Fascinationes sein solte: Vnd inn sonderheit alsdann / wann es von Amber zubereitet wer: Wie Plinius bezeuget: Welchs ein schandtlich vnflätig vnnd Teufflisch Mittel war / die Leut zu Geylheit vnd Vnzucht anzureitzen.172

Als die Spanier die Occidentalischen Newen Insulen einnamen / haben sie deßgleichen auch gefunden /daß man fůr das Gespenst vnnd Vngeheur am Halß ein Bild von der Pederastia oder Buberonigkeit eins Pediconis vnnd eins Cynædi hat getragen / welchs noch schandtlicher / vnnd bei den Teutschen jhrer dieses lasters vnschuld halben nit vn vertolmetschen steht.

Diß Volck inn den Newen Insuln ist so gar vberauß der Sodomy vnnd Widernatůrlichen schanden / sampt allerley Zauberwerck ergeben gewesen / daß die Spanier / wie sie fůrwenden / daher ein anlaß genommen /sie allerdings auß zurotten: Wiewol andere / so jnen nicht gönstig / als die Ständ im Niderland / solchs jhrer angebornen Blut vnd Goltgirigkeit zumessen /vnnd vermeynen / sie solten mit gedachten Lasteren /die sie an andern straffen wöllen / nit weniger / dann dieselbigen behenckt vnd beschlept sein.173

Aber wie dem / gleichwol muß mäniglich gestehn /daß angeregte Mittel rechte Teuffelische Erfindungen seien. Man find zwar andere / die nicht so wüst vnd vnflätig seind / aber sind nicht desto weniger vnzimmlich vnd verbotten. Als geschribene Band / Gehenck / Geschmeid / Ligaturen / Kügelein / Gewundens vnd Gepäcklein / die man zur verwarung für Zauberei vmb vnd an thut.

Daruon S. Augustinus / als er im Buch De Doctrina Christiana derselbigen gedenckt / also schreibt: Ad hoc genus pertinent Ligaturæ execrabilium remediorum, siue Votis, siue quibusuis alijs rebus suspendendis & ligandis, Welchs so vil einhalt / als daß es vermaledeite Mittel seien / wann man mit Segen oder Gelübden / oder anderm ding ein Gebänd anhencket oder bindet: Dann so bald man glauben vnd Vertrawen darauff setzet / so ist es schon gleich eine Abgötterey / vnd deßhalben vnzimmlich vnd verboten.

Barbedore vom Guldenbart / welche auff Erkantnuß zweier Parlement / Anno M.D.LXXVII. im Monat Januario verbrant ist worden / hat bekant / sie hab etlichen / die sie selbst verzaubert gehabt / allein durch diß geholffen / daß sie eine Daub entzwey geschnitten / vnnd auff des Krancken Magen mit sprechung jhrer Wörter / so in jhrem Proceß einverleibt /im Namen des Vatters / des Sohns vnd des H. Geistes / des S. Anthonij / vnnd S. Michels des Engels vbergelegt hat / vnnd darnach befohlen / jeden folgenden tag in der Dorffkirchen die Nonas zubegehen. Diß Recept / wann es einem / der auch der aller Catholisch ist / fůrkommet / der wird dieses gewißlich fůr gantz herrlich vnd gut achten. Aber ich halt darfůr / daß wann es schon an vnnd für sich selber gut wer /gleichwol eine Gottslästerung wider die Mayestat Gottes sey: auß erwegung / weil mans vom Sathan /oder von Zauberern vnd Vnholden / die es vom Sathan haben / hernimmet vnd entlehnet. Zu dem / weil auch alle diese Gebett / die vom Sathan kommen jedem mäniglich ein grewel sein sollen. Seiteinmal ja die gedacht Vnholdin bekandt hat / der Sathan hab sie solch schön stůcklein gelehret: Inn massen dann diß jhr Proceß außweiset / der mir von dem Jungherrn von Pipemont ist zugeschickt worden.

Inn gleichem fall / wann man diß / (welchs zubenennen sich nicht gezimmet) nimmet oder thut / damit man durch ein Ring seiner Verlobten oder Vertrawten sich entbinde / ist es auch ein vngebürlich Stůcke Angesehen / weil man hierauff seinen trost vnd hülff /vnnd hingegen den Schöpffer hindan setzet: Zu dem /daß ohn zweiffelig der Teuffel darbei die Händ mit[178] jhm Saat hat: Man findt etliche / die sich widerumb vermählen / nach dem sie mit eben dergleichen Solennitet / wie sie sich vermählt haben / verbunden seind /vnd halten sich für entbunden.

In Teutschland find man noch andere / welche Kümilch in eim von der Hexin selbst gebrentem Hafen sieden lassen / vnnd nach dem sie gewisse wort / so ich vnvermelt vbergehe / gesprochen / an den Hafen mit eim Stecken geschlagen / alsbald auff der stätt /wie sie sagen / der Teuffel der Vnholden gleich so viel streich auff den Rucken gebe: Diß aber / es gehe mit Küh oder Geißmilch zu / gleichwol / weil Abergläubische Wort darzu kommen / ist es ein vnzimmlicher weg.174 Dann man hengt dardurch des Sathans meinung vnd willen nach / der vnter disem schein /die jenige / so sonst keine Hexe wer / wann sie solche frembde würckung sihet / herbei locket / auch eine zuwerden.

Gleiches Vrtheil fällen wir auch von den Antidotis vnd Hůlffmitteln des Apuleij / dardurch man die Eselsgestalt verlieren kan: als das man frische Rosen /oder Eniß / oder Lorberbletter essen vnnd frisch Bronnenwasser trincken můsse.175 Wiewol zwar der Inquisitor Frater Sprenger ebē inn gleichem Irrthumb steckt / daß wann der Mensch inn ein Thier oder viech verkert werde / die Viehisch gestalt verliere / wann er inn frischem Wasser gebadet werd.

Wol war ist es / der Prophet Eliseus / hat den Syrer Naaman also vom Aussatz geheylt / als er jhn siben mahl inn frischem fliessendem Wasser des Jordans hat lassen wäschen. Aber diß geschahe auß wirckender Gnad Gottes / vnd nit durchs Wasser.

Eben auff die weiß / wie die Teutschē oben mit dem Milchhafen vmbgangen / also prauchen sie auch ein frembd Mittel / zu erkundigung / welche die Zauberin sey / die einem Pferd die Geyle freud genommen / oder es sonst verhechsset hab: Dann man sucht eins andern todten Pferds Därm / schlept sie biß zu einer Herberg / doch daß man nicht durch das gemeyn Thor eingange / sonder durch den Keller / oder sonst vnter der Erden einen eingang suche / vnd alsdann am selben ort verprent man die Roßdärm. So empfindt alsbald die Zäuberin / so dise Vntrew gespielt / ein solch grimmen vnd grämmen inn jhren Därmen / daß sie kein rhu hat / biß sie stracks dem Hauß zueile / da man die Därm verprent: Daselbst erwischt sie fluchs einen Kolbrand / vnd als bald stilt sich jhr schmertzen.176 Im fall aber / daß man jhr die Thür nicht auffthut / wird daß Hauß neben eim einfallenden schrecklichen Tonner so scheutzlich verfinstert / dz man meynt / es werd einsmals einfallen / wo man nicht auffschliesset. Inn massen dann diß der Bruder Sprenger offt / wie er schreibt / inn Teutschland hat ůben sehen.

Ich hab auch von dem Herren Anthonio von Lonan / General Lieutenant zu Ribemont verstanden / daß ein Zauberer gewesen / der einen anderen Zauberer allein mit einer Siep hat verrhaten / nach dem er etliche Wort darzu gesprochen / vnnd man alle die / so verdächtig waren / nach einander darbei genandt gehabt. Dann alsbald man den Rechtschuldige nante / so regt vnnd bewegt sich die Siep ohn vnterlaß / vnnd der Schuldbar Zauberer kam gleich inn frischer that ins Hauß geloffen: Derselb ist auch hernach verurtheilt worden. Aber mā solt dem / so die Sieb gepraucht /gleich so wol als jenem sein Recht gethan haben. Dann diß alles geht mit Teuffelischen Künsten zu /auff daß die / so solch Wunderding sehen / dardurch verleckert werden / noch weiter in der Zauberey sich zuversteigen. Dann der Zauberin halben / laßt sich der Sathan nicht anfechten / er weiß allbereit vor / daß sie sein sind / allein er geht darauf vmb / wie er durch jhr mittel noch mehr andere herzupringe.

Es fällt mir jetzund ein / daß mir etwann Herr Bourdin General Procurator des Königs sagt / wie jhm alles sein Viech inn einer Meyerei bei Meaux nach einander wer hinweg gestorbē / biß jemands seiner Haußfrawen hat angezeigt / daß man ein sonder Thier / welchs ich nicht benenne / tödten / vnd es neben sprechung etlicher Wörter / so vnnötig zusetzen / mit den Fůssen vbersich an die Oberschwell des Stals hencken müßte: Welches dann[179] also geschehen /vnnd gleich hernach ist kein Viech mehr gestorben. Bei welchem bossen der Sathan diß dannoch erlangt hat / das man zu befridigung seines Grimms / jm ein Opffer thate: welchs eine rechte Abgötterei ist.

Frater Sprenger erzehlt auch / wie inn Teutschland der prauch sey / wann sie die Hexen / so inn die Kirchen gangen / hinderen wollen / das sie nit herauß gehen können / etlichen jungen Kindern die Schuch mit Schweinschmär schmieren: Vnnd so lang die Kinder nit auß der Kirchen gehn / so lang mögen auch die / so Vnholden sein / ohn jhr erlaubnuß auß der Kirchen nicht kommen.177 Er meldt auch darbei / diß könne gleichsfalls durch etliche Wort / die ich gleichwol hie vnterlasse / auch zuwegen gebracht werden.

Hie möcht jemands sagen / Ist es dann nicht recht daß man die Zäuberin offenbare / damit sie jhre jnen gebůrende straf entpfangen? Darzu sagt ich ja / gleich wie es auch nit vnrecht / Mörder vnd Dieb zurůgen /allein hieran ligt der Hafft / daß man / wie S. Paulus lehrt / nimmermehr auff solch end hin böses thun solle / das etwas guts hernach drauß entstande. Vnnd solches noch viel weniger inn Zaubereisachen / dann inn allen andern händlen. Nun aber sicht man bei vorangezogenem fall / daß der Teuffel auff zweierley weg seinen gewinn daruon trägt: Dann fůrs erst / macht er die Vnholden wendig / an diß ort sich zu verfůgen /da sie Gottes Wort hören mögen / vnnd fůrs ander /verreitzt man durch solch betrugwerck die zart Jugend / von geheimer sachen gelegenheit bei dem Teuffel kundtschafft einzunemmen.

Wir lesen im Plinio vil lächerlicher Gespenst vertreibung vnnd Zauberei tödtung / die sich den erzehlten wol vergleichen: Als mit Wolffsschmär die Oberschwell vnnd Pfasten der Thüren zu schmieren wann Bräutgam vnnd Braut zu Bett mit einander gehen wollen / dardurch den Verzauberungen vnnd Verknipffungen vorzukommen.178 Er erzehlt auch / ein weisser Saphyr / darinn der Sonnen vnnd des Mons Namen gegraben standen / vnnd sampt etwas Haars von einem Thier / Kynokephalos oder Hundskopff genant / an Hals gehengt / helff nit weniger wider daß versegnen vnd Zaubern / vnnd schaff gonst gegen den Königen: Aber wo will man diß Thier finden / welchs nie gesehen ist?179

Vnnd im gleichfolgenden Capitul desselbigen Buchs sagt er / der Stein Anthipathes inn Milch gesotten / sey gleichsfalls gut fůr verhechssung vnn Vngeheur. Aber er müß schwartz vnnd durchleuchten seind: Welchs noch ein vngeschickterer betrug ist.

Item daß Kraut Autirrhinon oder Antirrhizon, (welches etliche verteutschē fůr den Orant / fůr Stärckkraut oder Streichkraut / fůr Kaldsmaul oder Kalbs naß / zu Latin Anagallis syluester, vnnd Frantzösisch Muron Violet, oder L'oeil du gat, das ist /Katzenaug) diene fůr allerley Gifft / Zauberey / Versegenen vnnd beschweren / vnb schaff einem grosse gonst vnn Gnad bei den Leuten: Aber Doctor Hieronymus Bock versteht diß Plimsch kraut von dem Leinkraut / Harnkraut / Totter oder Flachßkraut / dessen Blumen wie Hundsköpff sehē: (Daher auch mag kommen sein / daß man den Plinium droben vom Haar des Cynocephalt oder Hundskopffs vnrecht verstanden hat / als redt er von eim Thier / so ers doch von disem haarigen oder Flachßigen Totterkraut gemeinet: Welchs auch der gestalt halben von etlichen Cynocephalia / Brackenhaupt genant wird: Vnd in Egypten vom König Osyride, auff dessen Grab es gefunden wordē / hat Osyrides oder Osiritter geheissen: darmit die Magi daselbst groß Wunder getriben wider die Zauberei: welchs ebē zu vnserem vorhaben hie dienet.180 Gleicher Irrthum mag auch mit gedachten weisen Saphyr mit vnter geloffen sein / dann daselb von dem anderen geschlecht des Leinkrauts / welchs man Heliochryson, von der Sonnen genant / sich verstehet / dann in demselben ist der Sonnenbildnuß zusehen: Daß aber Orant gonst soll schaffen / kommt daher / weil es die Griechen Katananke nennen / so viel lautent als Liebzwinger.

Item ebengedachter Plinius schreibt gleiche Wůrckung wider Zauberei dem Kraut Euplea zu: sagt auch / es schaffe ansehen[180] vnd Reputation. Deßgleichen muß jhm auch fůr Verzauberung dienen / das Kraut Artemisia, das ist / Beifuß / oder S. Johans Gůrtel.181 Wie dann noch heutigs tags etlich diß Kraut auff gewisse tag vnd stund graben / wie sonst die Verbenam oder Heyligkraut / suchen Stein vnd Kolen darūder fůr Feber / etliche henckens vmb sich machen Kräntz darauß / werffens folgends mit jrem vnfall in S. Johans Feur / sampt sondern Sprůchen vnnd Reimen.182 Etliche henckens an mit Salbey /daß sie auff der Reiß nit můd werden / weil es seim Namen nach soll machen / daß mā wol bei fuß bleibe: so es besser wer / daß solch Abergläubig Leut wol bei Sinnen blieben: Dann oberzehlte Puncten alle seindt offenbare Mißpreuch vnd betrugwerck.

Kan mich derwegen nicht genug verwundern / wie die Christlichen Keyser dahin kommen / daß sie durch offentliche Gesatz vnnd Edict publiciert haben / man mög wol durch dergleichē Aberglauben / Kranckheiten vnnd Vngewitter vertreiben: Inn betrachtung weil die Römer / weil sie noch Heidnisch waren / den jenigen / so nur durch Zauberei einen Dieb angab vnd offenbarte / Peinlich strafften: Vnnd kurtzumb nicht wolten / daß man glauben darauff setzte.183

Ja damit ich zu abbruch diser Abergläbigkeit noch etwas weiters schreite / sag ich / daß auch nicht zuläßlich noch zimlich sey / vnter den Tůrschwellen nachzugraben vnnd zusuchen / wo die Wächßine Bildlein / Häflein / Gewickelts / selsam Körener vnd fremde Gebein / verborgen stecken / welche die Zauberer vnnd Vnholden daselbst hin vergraben / darmit /wie sie vermeinen / Menschen vnnd Viech zutöden. Dann diß ist des Sathans einig begeren / daß mā glaub / er könne einem Wachß / půlfferlein / stäublin vnd Sälblein dergleichen krafft vnd würckung verleihen: Sondern wann angeregter fäll fůrfallen / soll man die zuflucht zu Gott haben / vnn fůr gantz gewiß diß halten / was im Mosis Gesang geschriben stehet: Gott der Herr sei allein der jenige / der den Tod vnnd die Kranckheiten zuschicke / vnd sei kein Plag noch vnglůck / das nicht von jhm herkomme.184

Demnach aber nicht dest weniger / diser Abergläubige prauch sehr gemein / vnd den Sathan sehr gefällig ist / da hat die Sorbona der Hohen Schul zu Pariß nicht vnweißlich die jhenigen / so da halten vnd glauben / daß ein Kranckheit / Vergifftung oder Vnfall von dergleichen Pulfferstreyung vnd Lappenwerck her entstande / fůr Ketzer verdammet: Innmassen dann dieselb Parisisch Determination vō Wort zu Wort zu end dises wercks Latinisch soll gesetzt werden / darinn jhres eigentlichen Inhalts darinn sich zuersehen haben.185

Das aber der Teuffel auff gedachtē bossen vmbgang / ist ohn andere vnzahlige / auch mit Zeugnuß des S. Hieronymi zubeweisen: Welcher als er des Heyligen Hilarions leben beschreibet / vnter anderm vermeldt / daß der Sathan eine junge Tochter besessen gehabt / auß deren es geredt / vnnd gesagt / er wöll kurtzumm nicht weichen / man thu dann vnter dem Haußthor ein Kupfferin Lonnen od' blat hinweg / welche d' Tochter Freund einer dahin gelegt hatte. Aber Hilarion wolt diß nicht thun / sondern fuhr inn sein Gebett zu Gott fort / vnnd erledigt endtlich die Jungfraw des bösen Geistes.186

Es finden sich noch andere / die jhre Kinder durch die Flamm ziehen vnnd fewren / oder / wo sie etwas erwachssener seind / durch das Fewr lauffen lassen /sie darmit vor allem vbel vnd vnfälligem zustand zubienen vnnd zuverwaren: Welches ein eigentlicher Grewel der Heynischen Amorrheer ist / der von jhnen inn H. Schrifft so hoch sträflich angezogen wird / daß auch daselbst steht / sie haben deßhalben den Erdboden raumen müssen.187

Ist auch nicht sehr vngleich diesem / wann die Vnholden vnnd alte Hexen etliche Närrische Weiblein bereden / jhre Kinder zwischen zwei Crucifix zutragen / daß sie Glüchhafft daruon werden: Wie ich dann diß selbst in Proceßionen vō etlichen / die es thaten /hab wargenommen.188

Derwegen so schließ ich dahin / daß man allein zu Gott / der die Rechte Burg ist / die zuflucht nemmen soll. Darumm hat die Theologisch Sorbonisch Facultet zu Pariß recht beschlossen vnnd determiniert / es[181] sei eine lautere Ketzerei / Zauberei mit Zauberei / vnn Hechssewerck mit Hechssenwerck wollen vertreiben. Die Determination ist beschehen den Neunzeheden Septembris / des 1398. Jahrs. Allda nicht gesetzt wird / daß der Sathan vnd seine Vnderthanen vnd Verwanten nit solten Verzauberung durch Verzauberung können vertreiben: Sondern daß solchen Mitteln nachsetzen / eine sträfliche Gottlosigkeit sei. Seiteinmal gewiß / wann der Sathan ein Wůndlein am Leib heilet / so laßt er dargegen ein grosses Geschwär in der Seelen.

Hierzu will ich ein Exempel setzen / welchs mir Herr Johan Martin / Lieutenant des Preuost der Statt Laon erzehlt hat. Dann die Warheit mag kaum besser / dann durch Richter / so wegen jhres Ampts vber dergleichen sachen Richten / vnd daher des handels woll erfahren seind / beigethan werden. Derselbig sagt mir / er hab auff ein zeit einer Hexin vō Sancta Proba deßhalben jr Recht thun lassen / weil sie einē Maurer dermassen hat zu Vnkräfften gebracht vnnd verkrümt / daß er das Haupt beinahe zwischen den Füssen mußt gebogen halten.189 Sie / nach dem sie gefänglich eingezogen worden / trang sehr auff erledigung: aber er der Lieutenant / als ein fůrsichtiger Richter / ließ jhr anzeigen / da sei kein ander Mittel jhr leben zuerrettē / als sie bring den Maurer wider zu recht.

Zuletst / ließ sie jhre Tochter ein kleins Gepäcklein auß jhrem Hauß pringen / darüber nach dem sie in beisein männigliches mit nidergehencktem Haupt etlich Segen gemurmelt / vnn den Teuffel angeruffen gehabt / sie dem Maurer das Gepäcklein reicht / jm darbei anzeigend er můßt sich baden / vnnd das jhenig / was inn dem Gepäck steckt / ins Bad thun / vnd darzu dise Wort fluchen: Nun pack dich fůr all Teuffel hinweg: Sonst wer kein anderer weg heil zuwerden. Der Maurer that was man jhn geheissen hat / vnd ward gesund. Man wolt aber dannoch zuuor / ehe man das Bad prauchet / erfahren / was inn dem Gepäck steckte / wiewol sie es verbottē hatte: da fand man darinn drey lebendige Heydächssen: Vnd in Weiln der Maurer im Bad saß / fůhlt er gleichsam drey grosser Karpffen: Aber nach dem man sehr fleißig im Bad nachgesucht / hat man weder Karpff noch Heydächß gefundē.190 Dise Vnholdin ward hernachgehends lebendig verprant / vnn vngeacht der Marter wolt sie jrer Sünd halben doch kein Rew haben.

Hierinn sicht man die Abgötterey vnd Gottslästerung recht bei einander / da man nämlich zugleich dem Rhat der Teuffelsbraut folget / vnd darzu den Teuffel anruffet. Andere Zauberer seind nicht so frevel vnd vnverschampt / sondern etwas arglistiger vnd boßhaffter. Dann sie geben gar heilige sächen fůr /vnd befehlen den Leuten das Fasten: Gleich wie der Edel Zauberer auß der Normandei im Jar 1572. gethan.

Ich hab noch ein anders gelesen bei dem Anthonio Turcemeda / vō einem Zauberer / welcher als er gesehē daß ein Baursman von einem Wůtenden Hund gebissen worden / zu jhm gesagt hat / er sey ein Salutador, ein Heyland / der alles heylen könne / Peroque, sprach er / vo perdais la vita, das ist / derhalben soltu das leben nit verlieren: Stach jhm demnach dreymal inn die Naß / daß es blutet / vnd es ward jm geholffen/.191 Sihe da / wie nendt sich diser Betrieger so frevenlich einen saluator, einē Heyland?192 Ist diß nit gleich so ein grosse Gottslästerung / vnn so abschewlich / als wann man den Sathan anruffet? Seiteinmahl er ja greiflich das vertrawen von Gott begert auff sich zuwenden. So doch hingegen Gott der Herr im Propheten Jesaia sagt / Ich bin der Hoch Ewig Gott / der Leben vnd Todt / Gesundheit vnn Kranckheit außsende / vnd ist niergends kein Heyl dann allein bey vnd inn mir.

Zu gleicher zeit / als ich diß Buch schreib / kompt Herr Carolus Martinus / Prevost der Statt Laon in erfahrung / das ein armes Weiblin / von einer jhrer Nachbarin im Vaux, welchs in der Vorstatt zu Laon ist / wer verzaubert: Dessen er groß erbarmung trug: Vnd dem Weiblin zurhaten / troet er der Vnholdin hefftig / sie hinrichten zulassen / wann sie jhrer Nachbarin nicht hülffe. Auß forcht versprach sie / jhr zuhelffen: Vnnd gleich auff der stätt / neigt sie sich zu vnterst des Betts / legt die Händ zusamen / sah gegen der Erden / rufft dem[182] obersten Teuffel vberlaut / widerholt zu etlichen malen jr Gebett / vnd murmelt etlich vnbekante wörter darunder. Nach allem gab sie dem Krancke Weiblin ein stuck brots / darvon fiengs an besser mit jr zu werden. Als der Herr Prevost diß mit verwunderung gesehen gehabt / verfůgt er sich heim zu Hauß / vorhabens diß böß Weib fangen vnd endtlich verbrennen zulassen. Aber sie ist hernachmals nimmermehr vmb dasselbige end gesehen worden /

In disem Exempel sicht man / daß das kranck Weiblein dē Teuffel nicht weniger dann die Vnholdin hab angeruffen vnd an gebett. Nun aber wer besser Tausentmal sterben / dann ein solch vermaledeit Mittel / welchs den Leib heylet vnd die Seel tödet / vnterstehn zugebrauchen. Zu dem sicht mā auch hie diser Zäuberin angemaßte heuchlische Gebärden / daß sie das Antlitz zur Erden hat geneiget: Welchs sonst der Alten Propheten / Mosis / Josue / Elie vnnd anderer gewonliche weiß gewesen / wann sie den zorn Gottes stillen wöllen.193

Aber vber dise / seind noch die aller verfluchtestē Vnholden / welche Gruben machen / vnd das Antlitz drein stecken / vnn vberlaut dem Sathan ruffen: Augenscheinlich darmit anzuzeigen / jr Gebett vnn Anruffen gehe nit zu Gott / sondern zu dem Sathan in den Abgrund.194 Zu welchem sich reimpt / was Apuleius meldt / als er von der Zäuberin Pamphila zu Latissa schreibt / daß sie / in dem sie jhre gräußliche Beschwerungen vollbracht / solches gethan habe Deuotionibus in Scrobem procuratis, Mit Andacht in ein Grub.

Etlich wöllen den Sathan weder selbst anruffen /noch darbei sein / wo man Teuffelische Anruffungen verrhat vnn brauchet: Aber sie machen jhnen keine beschwerlichkeit / zu dē Vnholden vnn Zauberern sich zu verfügen / jnen rhaten vnd helffen zulassen.

Ich will ein Exempel / welchs noch New ist / erzählen / so ich vom Presidenten von Vitry ein frommen ehrlichen Mann hab vernommen / derselb war im 1577. Jar Deputierter zur Versammlung der Reichsständ zu Bloys: als wir nun seines Rhats vnd beistands / als inn gemeinen Reichsgeschäfften / da wir all eināder gemeine händ bieten mußten / hoch bedörfftig: baten wir jhn sehr flelßig / nicht von dannen zuscheiden / es hette sich dann die Ständ versammlung gantz zu end verloffen. Da sagt er mir / es leg seiner Freund einer inn Todsnöten / der hab jhm durch einen Botten zuentbotten / zu jhm zukommen /dann er hab jhn zu einem Erben eingesetzt.

Derselbig Kranck sagt er / war ehe zu vor fůnff oder sechs jar Bettrieß vnn Krüppel gewesen: Vnnd als auff ein zeit sein Vatter gehört gehabt / wie in Flandern ein Meister war / der jhm solt helffen können / Reißt er alsbald dahin. Da zeigt jhm derselb Hexenmeister in Flandern gleich seines Sohns / den er niemals gesehē / Kranckheit an: Vnnd schickt jhn ferrner fort / biß inn Portugal zu einem andern Zauberer / den er jhm nante / vnd daselbst dem Königlichē Hof nachfolgte.195 Der gut Mann faßt jhm ein gedultig Hertz / vnd Reißt demselbigen nach in Portugal: Allda / als er den bestimpten Hexēmeister angetroffen / sagt derselb gleich zu jhm / auch ehe er den Mund auffthate. Mein Freund ewer Sohn soll bald gesund werden: Ziecht hin in Franreich / da werdt jhr zwentzig Meilen von ewerem Hauß bei Noyon einen mit Namen Meister Benedict finden (mercke diß / dann dises Namens findt mal viel) der wirt ewerem Sohn wol helffen.

Als der Vatter diß höret / entsetzt er sich darob /daß er einem ding so lang vnnd ferr wer nachgezogen / welches er so nahe bei seinem Hauß hette. Gleichwol fasset er wider einen Mut / zoh den Weg hin / den er darkommen war / vnnd besucht disen Meister Benedict: der sagt alsbald zu jm. Was hats bedörfft / daß jhr euch so viel habt gemůhet / inn Niderland vnnd Portugal zureysen / darmit jhr ewerem Sohn helffen? Gehet hin / vnd zeigt jhm an / daß er zu mir komme: Ich bin der / so jhm helffen will. Der vatter antwortet im / es wer nun mehr dann fůnff Jar / daß er nie auß dem Bett wer kommen / vnd könn sich kaum recht regen / zugeschweigen / ein solchen Weg vollbringen. Jedoch / nach dem M. Benedict auff seim begerē verharrete / that man alles möglichs / daß man den Armseligen Menschen zu jm brachte: der hülff jm wol etwas[183] auffs halb / jedoch nicht gar / vnd hats auch darnach nicht lang mehr getriben.

Vnd hie soll es niemand wunder nemmen / das einfaltige vnverständige Leut etwan zuzeiten dergleichen fremde Mittel vnn hůlff suchen. Seiteinmal jnen vrsach darzu gebē wirt / mit dem / daß mans offentlich gestattet vnn zulasset / vnterm schein etlicher Vermeinter Gesatz vnnd verkehrter Meinungen vnnd Opinionen etlicher Canonisten: Welche doch recht strack dem Gesatz Gottes zu wider lauffen.

Wiewol diß auch nichts newes ist. Dann wir lesen im Suida / daß zur Regierungszeit des Königs Minois Leut gewesen / welche durch Wort vnnd Opffer von Kranckheiten pflegten zuhelffen. Vnd bei den Poeten Homero sicht man / daß Antilochus durch etlich wörter od' Segensprechung vom Blutgang ist geledigt worden.

Auch gedenckt selbst Hippocrates im Buch vom Morbo Sacro etlicher seiner zeit Landbescheisser /welche sich außtaten / der Fallendē sucht zuhelffen /fürgebend / es sey ein krafft vnd Macht der Geister: Vnd grubē entweder das Zauberstücklein / so zur Expiation vnd Außfegung dienen solte / in die Erde /oder wurffens ins Mör: vnn wann mans beim Liecht besahe / war es eitel Lecker werck: Darumb setzt er zu end dise Wort: Sed Deus, qui sceleratissima quęq; pur gat, nostra est liberatio, Das ist. Aber Gott / der die aller grösten Laster vnd Sünden abfeget vnd reinigt / der ist allein vnsere Heylung vnd erledigung.196 Secht dise wort eins Heyden / hab ich deßhalben desto lieber setzen wöllen / auff das vns darauß ein scham eingejagt werde / dergleichen Vngottseliger Mittel müssig zugehen.

Vnd auff solche meinung schreibt auch der Hexen Inquisitor Jacob Sprenger / er hab einen Bischoff gekant / welchem / nach dem er verhechßt gewesen /eine alte Gabelräuterin zuverstehen hat geben / daß er war hafftig verhechßt sei / mit neben vermeldūg / jm möge vō diser angezaubertē kranckheit nit geholffen werdē / dann durch hinweg zauberung der angehechßten Kranckheit auff die jhenige / die jhn Verhechßt hette: welche hernach auch daran sterben můßte.197 Als aber der Bischoff hierob sich entsetzt / vnnd der sachen ein bedenckens het / schickt er auff der Post gehn Rom / zu Bapst Nicolao dem Fünfften / vmm erhaltung einer Dispensation / auff fůr geschlagene weiß im helffen zulassen. Welchs jhm der Papst / als er dē Bischoff sehr werd vnd lieb hielte / gern bewilligt (Jedoch stund in der Dispensation diese Clausula: Damit wir vnter zweien vbelen das gröste / vermeiden.)

Als nun die Päpstliche bewilligung ankommen /sprach die Zäuberin / so sich darzu angebotten hatte: Demnach dann der Heylig Vatter der Papst / vnn der Ehrwůrdig Herr der Bischoff wolten / daß sie das jr darbei thun solte / so gedächt sie es anzugreiffen. Was sie nun gemacht hab / ist niemād wissen / aber daß sie Zauberei gebraucht / das ist kundbar: Gleichwol ist zu Mitternacht der Bischoff gesund worden / vnnd gleich auff der stätt / ward hingegē die Vnholdin / so den Bischoff verhechßt gehabt / mit der Kranckheit der gestalt geschlagen / daß sie den Geist darüber auffgab.

Also sicht man hierauß / daß der Sathan den Bapst / den Bischoff / vnn die Zäuberin zu Todtschlägerin gemacht hat: Vnn darzu allen dreyen eine neigung vnnd Impreßion hinderlassen / seinem geheiß vnn willen zufolgen vnd gehorsam zusein.198 Vnnd nicht desto weniger vnter deß / wolt die schuldige Zäuberin / so sterben mußt / kurtzumb zu keiner Rew kommen: sondern im widerspil / ergab sie sich dem Sathan /daß er jhr helffen solte.

Man sicht auch hierinn / die wunderliche vnd Vnvermeidliche Gericht Gottes / wie er seine Feind durch seine Feind kan rechen: inn massen er hiervon im Propheten Hieremia sich hören lassen: Dann gemeinlich offenbaren vnnd entdecken die Zauberer was vnd wie das Verzaubert sei / vnd dardurch treibē sie selbst einander auff.199 Seiteinmal dem Sathan es gleich giltet / wie es falle / wann er nuhr dem Menschlichen Geschlecht mag zukommen / vnnd endtweder dē Leib oder die Seel töden / oder beide zugleich.

Dessen will ich ein Geschicht zū Exempel anzeigen / welche im 1571 Jar im Land Poictou sich hat zugetragē. König Karl. der neunt that befelch / nach dē Mittagmal[184] jhm den kundbarē Zauberer Trois-Eschelles von den dreien Leytern fürzufůhrē / damit er auff die jhm zugesagte Gnad sein Mitschuldigen vnnd Complices angebe.200 Da bekant er vor dem König / in beiwesen vieler grosser Herren / was es mit des Teuffelsgesinds händelē für ein gelegenheit hette /wie sie fahren / dantzen / dem Sathan opfferen / mit den Teuffelen inn gestalt der Männer vnnd Weiber vnzucht pflegen / vnnd daß ein jeder zu letst etwas Pulffers vnd äschen mit nemme / darmit Menschen Viech vnd Frücht zu tödten vnnd zu verderben.

Als sich nun ein jeder ob der erzehlung entsatzte /da sagt auß anlaß gedachtes pulffers / der damals zugegen wäsend Wolgeboren Herr / Gaspart von Colligni / weiland Admiral in Franckreich / daß man in kurtzen Monaten dauer im Land Poictou einen jungen Knaben hab gefangen / der angeklagt wordē / als het er zwen vom Adel getödtet.201 Derselb war geständig / er sey der beiden Jungherrn Jung gewesen / vnd als er sie hab gesehen einsmals Pulffer ins Hauß vnn auff die Frucht streien vnd werffen / mit diesen Worten / Maledeiung vber diese Frucht / vber dieses Hauß / vber dieses Land: Hab er desselbigen Pulffers gefunden / es genommen / vnd auff daß Bett / da die beiden Jungherrn lagen / geworffen: da hab man fie hernachgehends auffgeloffen / verschwollen / Pechschwartz vnnd todt inn jhren Betten gefunden. Hierůber ist der Jung von den Richtern absoluiert vnd ledig gesprochen worden. Darauff erzählt der von den dreien Schwellen noch viel mehr dergleichen händel.

Vnnd es stehet vermutlich / wann der König / welcher sonst starcker gesunder Complexion gewesen /diesen Hexenmeister sampt seinen Mitschuldigen het verprennen lassen / GOTT het jm solcher billiglich vollstreckter Straff vnnd Execution halben / daß leben erlängert vnnd mehr glůck gegeben.202 Dann Gottes Wort leugt nicht / daß der / so einen / welcher des Todts schuldig / vngestrafft laßt durchwischen / desselbigen straffe auff sich ladet / vnnd mit fremder schuld sich damit beschweret: Wie dann diß Vrtheil der Prophet dem König Achab verkündet / daß er sterben můsse / weil er einem gnad bewisen / der die Straffe verdienet hette. Gleichwol wird nicht bald gefunden / daß man den Zauberern vnn Vnholden solt Gnad erwisen haben. Wie wol man / zu des ermelten Königs entschuldigung fůrwenden möchte / es seie auff diß ansehen jhm Gnad widerfahren / damit er andere Complices vnd mit zuhaltende růgte vnd offenbarte: Aber was will man hiezu sagen? Es sind doch alle / so angegeben worden vngestrafft entgangen.203

Vnd damit wir widerumb zu vnserem vorgehabten Zweck kommen.204 Es schreibt Bruder Sprenger (welcher eine vnzahl Hexen hat verschafft zu exequiren / vnd daher alle jhre Heimlichkeiten erfahren) daß vieler Leut Gezauberte Suchten vund Kranckheiten vnheylsam seien: Etlicher / die solche Kranckheiten haben / deren man nicht könne abkommen / man vbergebe dann daß Angezaubert einem anderen: Etlicher / man stelle dann daß Angehechßt eben demjenigen zu / der es einem zugefůgt hat: etlicher die nur von einer Kranckheit / etlicher die von vielen mögen geledigt werden: Etlicher / die nicht genäsen können /sie seien dann zwo Meilen rings vmb von jhrer behausung / vnnd nicht dann von besondern gewisen Personen. Etlicher die nimmer nit daß Veruntrewt weg schaffen / es geschehe dann mit zuwilligung dessen /der es beigeschafft hat.

Vnd als gedachter Inquisitor Sprenger aller vnn jeder solcher Puncten bescheid wissen wolte / war umb es also vnnd nicht anders sein můßte: da gabē die Zauberer vnn Vnholden jme keinen andere bescheid / dann es gehe alles nach dem ersten Kauffschlag vnnd eygentlicher bedingter Vergleichung zu /die sie mit dem Sathan treffen / wann sie erstmahls inn seinen dienst anstehen.205

Auch schreibt er / diß sey zu seiner zeit in Teutschland dermassen gemeyn gewesen (wie sonst auch zu allen zeiten) daß auch ein Herr im Flecken Richtißhoffen / des Bischoffthumbs Costentz / ein Zoll von denen / die zu einer Vnholden inn sein Dorff / jhnen von Verhechssung helffen zulassen / kamen / auffzuheben gepflegt.206[185] Darauß wol warzunemmen / daß auff angeregte weiß gedachter Teutscher Herr vnn der Sathan einen Verstand vnnd Gegenverpflichtung oder Reciprocam Obligationem gegen einander gehabt haben. Vnn daß die Armen vnverständigen Leut vom Teuffel / zu dem sie jhre zuflucht genommen / geäfft vnnd genärrt worden: So aber jhnen viel mehr wol angestanden wer / sich zu GOTT dem HErren zukehren: Wie der groß Prophet Elias zu dem König Ochozia saget.

Sprenger schreibt auch / es hab viel Herren vnnd Jungherrn inn Teutschland gehabt / die gleichsfalls solchs geübt haben / ob wol die Zauberer vnnd Bösen Weiber / wann sie Gelt namen / nichts außzurechten vermochten. Es ist hie zu Land kundtbar genug / daß zu Rochelle einer der vnmassen auff den Todt wund geschlagen gewesen / daß alle Wundartzet an jhm verzweiffelten.207 Aber nach dem diese die Händ abgezogen / ein Zauberer an die Arbeit gestanden / der gemacht / daß der schwach verwundt Mann etlich Tag ein kleins redet vnnd herumber gieng: Welchs nichts anderst war / dann der Sathan / der jhn herumb trug /damit er nur seinen Pflichtigen vnnd zugethanen Zauberbürstlein ein ansehen vnd glauben schaffte.

Aber diß ist frembd zuhören / daß Petrus Marmor schreibt / die geprochene Roßbein hinderen / daß man das Zauber vbel nicht könne abnemmen: Dann es hat doch gar keinen schein: Eben so wenig / als da Albertus Magnus im Buch De Animalibus meldt / es habe Vögel / durch welcher Mittel man das Versegnen könn abschaffen.208 Dann mit solcher weiß / wird man wol die Leut widerumb zu den Heydnischen Angurijs vnnd Vögelschawungen pringen vnnd verleyten. Aber ich halt / diß alles seien vngepůrliche stůck / vnnd verführen die Leut auff Abgötterei / daß sie gestein / Geflügel vnd andere Creaturen verehren. Seiteinmahl Gottes Wort nicht fählen kan / welchs sagt /daß kein Gewalt auff Erdrich sey / der des Teuffels Gewalt widerstehen möge: Wie im Job gemeldt wirdt: Damit man zu GOTT allein / vnnd sonst zu niemand anderst die zuflucht habe: Vnnd gewone die Creaturen vnnd Artzeney solcher gestalt zu brauchen / wie sie von GOTT eingesetzt seind: Als nämlich mit Gebett zu Gott / wie Tobias thet / vnnd sonst mit nichts anders: Dann was darůber geschicht / wird zur Sünd.209

Thomas von Aquin schreitet noch weiter: Vnnd hält / daß alle Mittel vnnd Preseruatifen / welche nicht Natůrlicher weiß / oder Vernunfft gemäßlich entweder heylung würcken / oder daß vbel vertreiben vnd hinderen / fůr vnzuläßlich vnd verbotten zuhalten.210 Vnnd S. Augustinus im zehenden Buch von der Statt GOTTES / als er wider die Philosophos / Porphirium vnd Jamblieum / disputiert / welche vermeinten / die Himmlischen Kräffte mit vnd durch Elementische ding an sich zuziehen sein / verbietet er allerley Arten der Hůlff vnd Artzeney mittel / der Remedien vnd Preseruatifen wider den Teuffel / ausserhalb daß Gebett vnd die Buß: Vnnd achtet / daß alle die Mittel von Worten / Geschrifften / Characteren / Gebänd /Ligaturen vnnd anderen eitelen vnkräfftigen dingen /nur des Sathans Netz vnd Strick seien.211

Auch haben wir hierumb ein Formalem Canonem im Geistlichen Rechten: Damit wir vns nicht weder mit der Meynung des Scoti / noch des Cardinalis Hostiensis auffhalten lassen / da der ein sagt: Vana Vanis contundere licet: Man můsse Eitelkeit mit Eitelkeit / vnnd einen Teuffel mit dem andern vertreiben: Noch mit der Gloß / die daß Wort Vana, von solchen Mittelen verstehet / die nit vnzimmlich seind: Welchs eine vnmögliche sach ist.212

Vnd derwegen auß disem grund her / ist gäntzlich als ein Gottloses stuck / der jenigen Heydnische Superstition vnd Aberglaub zu verdammen / welche nach dem sie Neunmal auff jhre gewonliche weiß Barfůßig jhr Gebett gethan / ein gewiß Gekörn vnnd Legumen (so ich vnnötig zunennen acht) inn den Mund nemmen / vnnd folgends hindersich werffen: vermeynend / oder viel mehr gäntzlich sich beredend / sie verjagen die Geister darmit. Dann diß heißt vorsetzlich den Sathan anruffen / damit er einem nit Wee thue. Die Alten Latiner[186] rhaten solches drey Tag im Monat Maio / vnnd nantens Placare Lemures oder Remures: Daher / weil die sach einen Vrsprung vom erschtagenen Remo / des Königs Romuli Bruder hergenommen, seit welches Todt / die Geister die derselben end wonende Leut anfiengen zuplagen.213

Ja noch ferrner vber vor außgeführtes bei zubringen / daß solche gedachte stuck eitel / vnnůtz vnd Vnzimmlich seien / so lesen wir / daß sehr strenglich verbotten gewesen / die Kinder / durchs Fewr zuziehen.

Moyses Maymon / so vnter den Hebraischen Theologen der Vorachtbarst ist schreibt / daß die Amorrheer vnter andern Greweln auch inn brauch vnnd ůbung gehabt / die Kinder / so bald sie auß Mutter Leib kommen / zu flammen vnd zu fewren.214215 Der meynung / als verwar sie solchs fůr allerhand vnfall vnd Kümmernuß. Ja er meldt auch /216 er hab inn Egypten wargenommen / daß die Heb vnnd Säugammen daselbst noch diesen Aberglaubens nicht můssig stehen.

Wo jhm nun also / daß GOTT dem HErren solche Aberglauben ein grewel inn Augen sind: Wie viel mehr / meint man dann / daß er die Bezauberungen /Versegenungen / Beschwörungen / vnnd Vngottselige Mittel wider die Verhechssungen / Veruntrewung vnd Zauber vbel / so im prauch schweben / noch eifferiger als ein Fluch verwerffe? Man mag in gedachtem Moyse Maymon viel seltzsame Superstitiones oder Abstůtzlerey / welche die Amorheer inn übung hatten / vnnd er bei Alten Scribenten gefunden / beschriben lesen: Welche / wiewol sie daß Gesatz Gottes nicht so gäntzlich hat verschwigen / jedoch auch nicht so gar eigentlich vnnd genaw hat beschreiben oder specificieren wollen: Damit es nicht dasselbige / welchs sich zuverdůstē gebůrte / gleichsam selbst zulehrnen dargebe. Vnnd gleichwol / durch etliche nun gesetzte Exempel werden weder die bösen Buben eine gelegenheit jhnen schöpffen / jhrer boßheit vnnd Bubenstuck den schein der vnwissenheit fůrzuwenden / noch die Richter sich zu entschuldigen / als weren jnen dergleichen sträffliche stuck vnbekant gewesen.

Man erfährt doch einen gemeynen Aberglaubigē brauch an allen endē / dz man die Kinder auff einen Bären setzet / sie vnforchtsam / keck vnnd vnschew zumachen.217 (Gleich wie die Alten Teutschen / jhre Kinder wider die Kälte vnnd anderen rauhen zustand /zuerhärten vnd vest zumachē / sie gleich nach der Geburt durch ein fliessend Wasser pflegten zuziehen.) Item daß man die Bäum / mit Stromn / oder anderer gattung Banden in Menschenkaat gedunckt / vmbbindet / auf die weiß die Frůcht vor schaden zu bewaren /gleich wie sie im Land Valois thun. Welches eitel schädliche Superstitionen seind: Seiteinmal es allezeit ein Abkehrens von Gott / vnnd ein vertrawen auff die Creaturen gibt. Dieser vrsach halben hat nit vnlängst Machomet Haben Taulon / Sangiach inn Egypten /einen Pleienin Crocodyl / welchen man vnter ein Kirchthor inn Egypten vergraben gehabt / verprennen lassen: Weil die Einwoner derselbigen ort jhnen starck eingebildet hatten / daß sie durch diß Mittel vor den Crocodylen verwart bliben.218

Hiemit sey diß genug von den Vnzimmlichen Mittelen / den Zaubereien vnnd Hexenwercken zu begegenen. Nun laßt vns auch handelen / ob Mittel die Bösen Geister auß den Besessenen zutreiben / vorhanden seien.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 176-187.
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