Achter Auftritt.

[49] Ehrenwehrt, und die Vorigen.


SITTENREICH. Der Herr Bruder kommt zu rechter Zeit, um in einer Sache den Ausspruch zu thun, woran meine ganze Wohlfahrt hänget.

EHRENWEHRT. Ich bin begierig dieselbe zu hören.

SITTENREICH. Ich liebe dero Jungfer Schwester, und habe sie so eben um ihre Gegenliebe ersuchet. Sie verwieß mich an den Herrn Bruder, um statt ihrer, von demselben eine Antwort auf meinen Vortrag zu bekommen.

EHRENWEHRT. Die Sache ist von solcher Wichtigkeit, daß ich nicht so gleich darauf antworten kann. Ich will sie einen Augenblick verlassen, um es bey mir zu überlegen. Es soll nicht lange währen; so will ich wieder bey ihnen seyn.


Gehet ab.


SITTENREICH bey Seite. Wie soll ich das verstehen? Er hat mir zu dieser Liebe anfangs selber Gelegenheit gegeben, und nun scheinet es, als ob er Schwürigkeiten machen wollte?

CAROLINA. Wie so tiefsinnig, Herr Sittenreich?

SITTENREICH. In Wahrheit, ihres Herrn Bruders Bezeigen macht mich ganz verwirret. Ich dachte, bey einem solchen Herzensfreunde könnte man keine Fehlbitte thun, und nun erfahre ich das Gegentheil. Ja ich fürchte, er möchte mir gar eine abschlägige Antwort geben, und alsdenn würde ich bereuen, daß ich es auf seinen Ausspruch ankommen lassen.

CAROLINA. Mein Bruder wird ganz wichtige Ursachen haben, daß er seinen Ausspruch verzögert. Ich kenne ihn. Er ist nicht gewohnt, in wichtigen Dingen zu scherzen, vielweniger seine Freunde zu hintergehen. Doch da kommt er, um uns aus dem Traume zu helfen.


Quelle:
Hinrich Borkenstein: Der Bookesbeutel. Leipzig 1896, S. 49-50.
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