Vierzehender Aufftritt.

Orsanes in tieffen Gedancken; folgends Clerida.


Muß ich in meinem Hertzen

Auch diesen Hohn verschmertzen /

Daß Eliates mir wird vorgezogen /

Zu solcher Ehr' erhöht!

So ists um mich gethan /

Mein' Ehrsucht ist betrogen /

Mein Lieben wird verschmäht /

Was fängstu an / Orsan?

Der König geht dem Feind' entgegen /

Printz Atis folgt / Halimacus imgleichen;

Vielleicht zeigt dir das Glück die Stund und das Vermögen /

Was du schon längst gehofft / anjetzo erreichen.

Ich sehe Clerida, mein Unmuth leidet nicht

Ihr Klagen jetzo anzuhören.


Tritt ab.


CLERIDA.

Bleib nur / ich wil dich nicht verstöhren /

Grausamer! Ach du fleuchst für mein Gesicht.


Aria.


Halt Amor ein / es ist zu viel!

Du treibst nur Spiel

Mit deinen Plagen /

Die ich so schmertzlich fühl' /

Und länger nicht kan tragen /

Es ist zu viel!

2.


Halt Amor ein / ich kan nicht mehr!

Es schmertzt zu sehr /

Daß all mein Flehen

Find nicht nur kein Gehör /

Besondern gar verschmähen;

Ich kan nicht mehr.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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