Siebenzehender Aufftritt.

Crœsus flüchtig ohne Königliche Kleidung / ein Persischer Hauptmann / mit einigen Soldaten /folgends Atis und Halimacus.


CRŒSUS.

Der Perser Schwerdt und Pfeile

Sind Blitz und Donner-Keile /

Da keine Macht kan widerstehn.

Es ist nunmehr um mich und dieses Reich geschehn /

Ich muß nur in der Flucht mein Heil versuchen.

Ihr Götter / Sterne / Glück / solt' ich euch nicht verfluchen?

HAUPTMANN.

Ein Lidier! Stirb!

ATIS.

Es ist der König; hat!

Erschlag ihn nicht.

HALIMACUS.

Ach welch Entsetzen!

Wie! Atis spricht?

HAUPTMANN.

Der König? welch' Ergetzen!

So ist er dann in unserer Gewalt.


Führen ihn gefangen hinweg.


ATIS.

Ach! ich erstick im Blut.


Wirfft häuffig Blut aus.


HALIMACUS.

Wir müssen eiligst nur die Flucht ergreiffen /

Weils hie nicht sicher ist für unsrer Feinde Streiffen.

ATIS.

Wie kränckt es meinen Muth /

Daß ich den Vater muß

Gefangen hinterlassen.

HALIMACUS.

So wils des Himmels Schluß /

Darum ist nur Gedult zu fassen.

ATIS.

Mich Unglückseligen!

Da mein gefangner Mund der Bande wird befreyt /

Führt man den Vater hin / in Band' / und Dienstbarkeit.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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