Siebender Aufftritt.

Elcius und Vorige.


ELCIUS.

Der König wil euch gerne sprechen /

Wo ihr der Courtesie ein wenig ab könt brechen.


Atis zeiget / daß er scheiden müsse.


Aria.

ELMIRA.

Du must scheiden / doch indessen /

Eh du scheidest / gib Gehör /

Wiltu meiner auch vergessen?


Atis antwortet mit Gebärden.


NERILL.

Nein / Nein / sagt er / nimmermehr.

ELMIRA.

Wirstu einer andren können /

Wanns gleich eine Göttin wär /

Hoffnung deiner Liebe gönnen?


Atis antwortet mit Gebärden.


NERILL.

Nein / Nein / sagt er / nimmermehr.


Atis und Elmira gehen ab. Elcius erhascht Nerill, und hält ihn / daß er folgenden Satz mit ihm singe.


2.


ELCIUS.

Sag mein Magen / sag indessen /

Plagt dich Durst und Hunger sehr?

Wiltu wol ein Bärtlein essen?

NERILL.

Ja / Ja / sagt er / noch vielmehr.

ELCIUS.

Wirstu einem Stübchen können /

Wanns gleich guter Rhein-Wein wär /

Herberg willig in dir gönnen?

NERILL.

Ja / Ja / sagt er / noch vielmehr.


Nerill entlaufft.


Ha! bon Garçon, der Bärenhäuter

Weiß recht hauptsächlich Sinn /

Daß ich ein guter Schlucker bin /

Und tausendmahl gescheuter

Als mein Herr Atis ist.

Der Wurm ist von der Liebe so besessen /

Daß er dafür das Trincken und das Essen

Fast gantz und gar vergist.

Man wird durch andrer Schaden klug /

Drum bin ich sicher gnug /

Daß Liebe nie bey mir kan hausen /

Ich halte gar zu viel vom Schmausen.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus
Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Frau Beate und ihr Sohn

Frau Beate und ihr Sohn

Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.

64 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon