Vierzehender Aufftritt.

Cirus auf einem Thron in seinem Gezelte / Crœsus gefesselt / und von Soldaten begleitet / ein Hauptmann / und viele andere Kriegs-Bediente.

Aria.


CRŒSUS.

Niemand kan aus diesen Ketten /

Wo es nicht der Himmel thut /

Den verlaß'nen Crœsus retten.

Wozu nützt mein grosses Gut?

Was hab' ich von allen Schätzen?

Die mich nicht in Freyheit setzen!


Nahet sich zu Cirus.


CIRUS.

Knie nieder / und wirff dich zur Erden /

Wo du von mir gehört wilst werden.

CRŒSUS.

Ein König beugt die Knie für Jupiter allein.

CIRUS.

Du bist nicht König mehr.

CRŒSUS.

Ich bins und wil es seyn;

Verliehr' ich schon mein Reich / mein' Ehr / und grosses Gut /

Behalt' ich doch dennoch mein Königliches Blut.

CIRUS.

Es sollen dir die Flammen /

Wozu man dich wird bald verdammen /

Den stoltzen Hochmuth besser beugen.

CRŒSUS.

Thu' was du wilt / du wirst nur mehr bezeigen /

Daß du ein Wütrich bist.

CIRUS.

Du hast die Straffe wohl verdienet /

Weil du ohn Ursach dich erkühnet /

Mit deiner Macht / und falschen List /

Den Auffruhr Babylons zu stärcken /

Drum lässt dir jetzt der Himmel mercken /

Daß meine Rache keine Tyranney /

Vielmehr Gerechtigkeit / und Gottes Straffe sey.

HAUPTMANN.

Es hat der Feind Gesandten abgeschickt /

Die suchen Audientz.

CRŒSUS.

Da wird mein Geist erquickt.

CIRUS.

Gesandten! sind sie noch so keck?

Führt sie herein / und diesen weg.


Crœsus wird abgeführet.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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