Fünffzehender Aufftritt.

Olisius, mit vielen Lidiern / Cirus, und seine Bediente.


OLISIUS.

Großmächtigster Monarch / Glückseligster der Helden /

Die Feinde müssen selbst den grossen Ruhm vermelden /

Den deine Tapfferkeit / und Tugend dir erwirbt.

Wir hoffen festiglich / daß bey so grossen Gaben

Du auch wirst Gütigkeit / und Gnad' im Hertzen haben /

Und nicht verhängen / daß gantz Lidien verdirbt.

Wir bitten Frieden / und erbieten uns daneben /

Für Crœsus Freyheit dir den halben Schatz zu geben.

CIRUS.

Den halben Schatz ... zu geben ... Ich muß lachen /

Da ihr ja selbst genugsam wisst /

Daß Crœsus gantzer Schatz mein eigen ist /

Woran ich euch nicht wil theilhafftig machen.

Ihr könnet denen wieder sagen /

Die euch zu mir gesandt /

Daß ich der Waffen Stille-Stand

Noch halten wil in zweyen Tagen.

Als morgen kan / um Crœsus selbst zu sehn /

Ein jeder ohn Gefahr in dieses Lager gehn /

Find ich den andern Tag nicht Sardis Pforten offen /

So ist am dritten kein' Erbarmung mehr zu hoffen.


Steiget von Thron.


OLISIUS.

Genade / grosser Fürst!

CIRUS.

Nein / schweiget / gehet /

Die Rosen wachsen nicht / wo man nur Dörner säet.


Die Lidier treten ab.

Aria.


CIRUS.

Ihr tapfern Soldaten / frolocket nun wieder /

Wir haben gesieget /

Gantz Lidien lieget

Zu unseren Füssen schon nieder.

Vertreibet die finstere Nacht

In Lachen und Schertzen /

Entzündet des Freuden-Feurs Kertzen

Das Cirus zu Ehren gemacht.


Ritornello mit Trompeten und Paucken. Es wird

Nacht / und præsentiret sich eine Illumination worunter einige Feuerwercker tantzen.


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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