Sechster Aufftritt.

Orsanes, Atis.


ORSANES.

Unsinniger / find ich dich hier?

Du legst die Bauren-Kleider wieder an /

Und siehest nicht in was Gefahr wir stecken /

So man die Wahrheit wird entdecken.

ATIS.

Ich fürchte nichts.

ORSANES.

Warum hastus gethan?

ATIS.

Elmir zu sprechen.

ORSANES.

Wie! Elmir!

Wovon?

ATIS.

Von Liebe.

ORSANES.

Du?

ATIS.

Ja ich.

ORSANES.

Ich liebe sie / du weisst es ja.

ATIS.

Was rührt das mich.

ORSANES.

Baur / nicht so stoltz.

ATIS.

Was Baur!

Ich bin der Printz.

ORSANES.

Wie / wiltu schertzen?

ATIS.

Gar nicht / ich mein' es recht von Hertzen.

ORSANES.

Denck was geschehn! Es wird dir säur /

Wirstu Orsan zum Zorn erregen.

ATIS.

An seinem Zorn ist mir nicht das gelegen.

Ich bin in Lidien nunmehro Printz allein /

Und um dafür stets angesehn zu seyn /

Hastu die Kunst mir selber wollen zeigen /

Daß ich nur dörffte schweigen.


Tritt ab.


ORSANES.

Mich Unglückseligen! Ihr Himmel / grosse Götter /

Ist es ein Traum? Ich werde schier zum Stein.

Mich sticht der Dorn / den ich gesäet /

Der faule Dampff / den ich erhöhet /

Durch stoltzen Wind bewegt /

Verändert in ein Donner-Wetter /

Das mich zu Boden schlägt.


Aria.


Werthes Glück, verlaß mich nicht!

Da die schweren Trübsals-Wellen

Stürmen / schwellen /

Daß mein Hoffnungs-Schiff schier bricht;

Kan ich ihre Macht nur schneiden /

Werd ich noch kein Schiffbruch leiden.

Werthes Glück / verlaß mich nicht!


Quelle:
Reinhard Keiser: Der hochmütige, gestürzte und wieder erhabene Croesus. Hamburg [1711], unpaginiert.
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