Die 41. Historie saget, wie Ulenspiegel einem Schmid, seiner Frauwen, Knecht und Maget jeglichem ein Warheit sagt vor dem Hauß ussen.

[123] Vor Wiszmar kam Ulenspiegel uff einen heiligen Tag, als er von dem Schmid kam. Da sach er vor der Schmitten ston ein süberliche Fraw mit der Magt. Und was des Schmids Fraw. Da zoch er dargegenuber zu Herberg und brach in der Nacht seinem Pferd alle vier Huffeisin ab und zoch des andern Tags für die Schmidt. Und also da ward er bekant. Als er nun für die Schmidte kam unnd das sie solten sehen, das es Ulenspiegel waz, da kam die Fraw und Magt, kam für daz Huß uff ein Dielen, uff daz sie mochten hören[124] und sehen Ulenspiegels Handlung. Ulenspiegel sprach zum Schmidt, ob er ihm wolt sein Pferd beschlagen. Ja, sagt er, und ihm waz lieb, daz er mit ihm reden mocht. Und mit vil Worten kamen sie, daz der Schmid zu ihm sagt, wann er ihm auch kund ein war Wort sagen, daz warhafftig wär, so wolt er seinem Pferdt ein Huffeisin geben. Er sagt: »Ja. Wann Ihr haben Eißin unnd Kolen / und Wind in den Balg holen, / so künden Ihr wol schmiden.« Der Schmid sagt: »Daz ist in Truwen war«, und gab ihm ein Huffeisin. Der Knecht schlug ihm daz Eisin uff und sprach zu Ulenspiegeln bei dem Notstal, künt er ihm auch ein war Wort sagen, daz ihn antreff, er wolt seinem Pferd auch ein Huffeisin geben. Ulenspiegel sprach: »Ja. Ein Schmidtknecht und sein Gesel, / die müßen all beid hart ston, / wann sie wöllen zu Werck gon.« Der Knecht sprach: »Es ist auch war«, und gab ihm auch ein Eißin. Daz sahen die Fraw und die Magt und trugen darzu, das sie auch mit Ulenspiegeln zu Worte kämen, und sprachen zu ihm, ob er ihn auch ein war Wort künd sagen, sie wolten ihm auch jetliche ein Huffeisin geben. Ulenspiegel sagt ja und sprach zu der Frawen: »Welche Fraw vil vor der Thüren stat / und welche vil Weisses in den Augen hat, /hätten sie Zeit und Stat, / das wär nit alles Visch uff der Grad.« Die Fraw sprach: »Das ist in Truwen war«, und gab ihm auch ein Huffeisin. Darnach sagt er zu der Magt: »Mägtelin, wann du issest, so hiet dich vor Rindtfleisch, so darffst du in den Zänen nit grüblen und so thut dir auch der Buch nit wee.« Die Magt sagt: »Ei, behüt uns Got, wie ein war Wort ist das«, und gab ihm auch ein Eisen. Also reit Ulenspiegel von dannen unnd sein Pferd ward ihm wol beschlagen.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 123-125.
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