Die 40. Histori sagt, wie Ulenspiegel einem Schmid Hämer und Zangen etc. zusamenschmidet.

[119] Da nun Ulenspiegel von dem Schmid kam, da gieng es gegen dem Winter, und der Winter ward kalt und gefror hart und fiel ein deure Zeit darzu, also daz vil Dienstknecht ledig giengen. Und Ulenspiegel hat kein Gelt zu verzeren. Da wandert er fürter und kumpt uff ein Dorff, da wont auch ein Schmid. Der nam ihn uff für ein Schmidknecht. Aber Ulenspiegel hat kein grossen Lust, da ein Schmidknecht zu bleiben, wan der Hunger und des Winters Not zwang ihn darzu, und gedacht: »Leid, was du leiden kanst. Solang der[120] Finger wider in die lück Erd gat, du, waz der Schmid wil.« Der Schmid wolt ihn nit gern uffnemen umb die thür Zeit willen. Da bat Ulenspiegel den Schmid, daz er ihm zu arbeiten geh, er wolte thun, waz er wolt, und essen, waz er ihm geb. So waz der Schmid ein arg Man und gedacht: »Nim ihn uff, versuch ihn 8 Tag, darin kan er mich nit arm essen.«

Des Morgens begunden sie schmiden, und der Schmid trängt Ulenspiegeln mit dem Hammer und mit den Bälgen hefftigklichen, bis an daz Malzeit, da es Mittag ward. Da het der Schmid ein Prophei in dem Hoff. Und als sie wolten zu Tisch gon, so nimpt der Schmid Ulenspiegeln in den Hoff und fiert ihn zum Prophei und sagt da zu ihm: »Seh hin, du sprichest, du wöllest essen, waz ich wil, uff daz ich dir zu arbeiten geb. Und dis mag niemans essen, daz iß du nun alles«, und gieng in das Huß und aß etwaz und ließ Ulenspiegeln bei dem Prophei ston. Ulenspiegel swig stil und gedacht: »Du hast dich verrent und hast daz vil ander Lüten gethon. Mit dem Maß würt dir wider gemessen. Wa wilt du nun das ihm bezalen? Das muß bezalt werden, und war der Winter noch so hart.«

Ulenspiegel arbeit für sich bis an den Abent. Da gab der Schmid Ulenspiegeln etwaz zu essen, wann er het den Tag gefastet, und ihm steckt das im Kropff, das er ihn het zum Prophei gewißen. Da nun Ulenspiegel wolt zu Bet gon, da sprach der Schmid zu Ulenspiegel: »Stand morgen uff, die Magt sol blaßen, und schmid eins für das ander, waz du hast, und how Huffnägel ab, so lang, bitz ich uffstad.« Da gieng Ulenspiegel schlaffen, und als er uffstund, gedacht er, er wolt ihm daz bezalen und solt er bitz an Knü im Sehne louffen. Er macht ein hefftig Feür und nimpt die[121] Zang und schweißet sie in den Sandlöffel und macht sie zusamen. Desgleichen 2 Hämmer und des Feürspet und Spethocken und nimpt den Rumpff, darin die Huffnägel ligen und schüttet die Huffnägel daruß und howret ihn die Köpff ab, und die Köpff zusamen und die Stefft auch also. Und nimpt seinen Schurtz, da er hort, daz der Schmid uffstund, und get hinweg. Der Schmid kumpt in die Werckstat und sicht, daz den Nägelen die Köpff waren abgehowen und die Hamer, Zangen und ander Stück zusammen waren geschmid. Da ward er zornig und riefft die Magt, wa der Knecht wär hinkumen. Die Magt sagt, er wär für die Thür gangen. Der Schmid sprach: »Er ist gangen als ein Schalck. Wüßt ich, wa er war, ich wolt ihm nachreiten und ihm ein gut Schlappen schlagen.« Die Magt sagt, er schreib etwaz uber die Thür, da er hinweggieng, daz ist ein Antlit, daz sicht als ein Ül. Dann Ulenspiegel het dis Gewonheit, wa er ein Büberei thet, da man ihn nit kant, da nam er Kreiden oder Kolen und malet uber die Thür ein Üle und ein Spiegel und schreib darüber zu latin: »Hic fuit.« Und daz malet Ulenspiegel uff des Schmids Thür auch.

Also nun der Schmid des Morgens uß dem Huß gieng, da fand er daz also, wie ihm die Magt hat gesagt. Wan der Schmid kund die Geschrifft nit lesen. Da gieng er zu dem Kircherren unnd badt ihn, das er mit ihm gieng und leß die[122] Geschrifft uber seiner Turen. Der Kirchherr gieng mit dem Schmid für sein Thür und sach die Geschrifft und das Gemäld. Da sprach er zu dem Schmid: »Daz bedüt so vil, als hie ist Ulenspiegel gewesen.« Und so het der Kirchherr vil von Ulenspiegeln gehört, was er für ein Gesel wär, und schalt den Schmid, daz er ihm das nit zu wissen het gethon, daz er doch Ulenspiegeln gesehen möcht haben. Da ward der Schmid böß uff den Kirchherren und sagt: »Wa solt ich Euch daz wissen thun, das ich selber nit wißt. Aber ich weiß nun wol, das er in meinem Hauß gewesen ist, daz sicht man an meinem Werckgezüg wol, sunder wann er nimer kumpt, daran ist cleine Macht.« Und nimpt die Kolquest und wischet das uber der Thüren uß unnd sagt: »Ich will keins Schalckß Wappen an meiner Thüren haben.« Da gieng der Kirchherr vonn dannen und ließ den Schmid ston. Aber Ulenspiegel, der bleib uß und kam nit wider.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 119-123.
Lizenz:
Kategorien: