Die 49. Historie sagt, wie Ulenspiegel drei Schneiderknecht von einem Laden fallen macht und den Lüten sagt, der Wind hät sie herabgewegt.

[142] Bei dem Marckt zu Brenburg, da was Ulenspiegel zu Herberg wol 14 Tag. Und hart darneben, da wont ein Schneider, der het drei Knecht sitzen uff einem Laden und neiten. Und wan Ulenspiegel für sie gieng, so spotteten sie sein oder wurffen ihm ein Fetzen nach. Ulenspiegel schweig[143] stil und wartet der Zeit und uff ein Tage, da der Marckt voller Lüt was. In der Nacht darvor sägte Ulenspiegel die Ladenpfosten unden ab und ließ sie uff dem nidersten Stein ston. Des Morgens legten die Schneiderknecht die Laden uff die Pffosten und sassen daruff und neigten.

Da nun der Schweinhirt ußbließ, das jederman sein Schwein uß lies treiben, da kamen des Schneiders Schwein auch uß seinem Huß und giengen under das Fenster und begunden sich zu reiben an die Ladenpffosten, so das die Pffosten trungen von dem Reiben under dem Fenster uß, das die drei Knecht durmelten von dem Fenster uff die Gassen. Und Ulenspiegel nam ihr war; und da sie fielen, begund Ulenspiegel laut zu rieffen: »Sich! Sich! Der Wind weget drei Schneider von dem Fenster!« unnd rufft laut, das man das uber den gantzen Merckt hort. Unnd die Leut lieffen dazu und lachten und seiten und die Knecht schikten sich und wüßten nit, wie sie von dem Fenster waren kumen. Zuletst wurden sie das gewar, das die Ladenpffosten waren abgesägt, unnd merckten wol, das es ihn Ulenspiegel het gethon. Sie schlugen ander Pfäl darunder und dorfften sein nit mee spotten.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 142-144.
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