Die 55. Histori sagt, wie Ulenspiegel zu Leipzigk den Kürßneren ein lebendige Katz nägt in ein Hassenfel in einem Sack für einen lebendigen Hassen verkoufft.

[159] Schnel kund Ulenspiegel einer guten Schalckheit geraten, als er wol beweise zu Leipsig den Kürßnern an der Fastnacht Abent, als sie ihr Gelag oder Ürtin zusamen hielten. Da begab sich, das sie gern Wiltpret hätten gehabt. Das vername[160] Ulenspiegel und gedacht in seinem Mut: »Der Kürßner zu Berlin hat dir nüt für dein Arbeit geben, das sollen dir dise Kürßner bezalen.« Also gieng er in sein Herberg, da hette sein Wirt ein schone feißte Katz. Unnd dieselb nam Ulenspiegel under seinen Rock und bat den Koch umb ein Hassenfel, er wolt damit ein hübsche Büberei uffrichten. Der Koch gab ihm ein Fel. Darin nägt er die Katz und thet Burencleider an und stund für daz Rothuß und hielt sein Wiltpret under der Juppen verborgen so lang, das der Kürßner einer daherkumpt louffen. Den fragt Ulenspiegel, ob er nit ein guten Hassen kouffen wolt, und ließ ihn den under der Juppen sehen. Da kamen sie zusamen, daz er ihm 4 Silbergrossen für den Hassen gab und 6 Pfening für den alten Sack, da der Haß instack. Den trug der Kürßner in ihres Zunfftmeisters Huß, da sie all beieinander waren mit grossem Geschrei und Frölichkeit, und sagt, wie er den schönsten lebendigen Hassen koufft heb, den er in einem Jar gesehen hät, den sie all umbher nacheinander betasten. Als sie nun den in der Fastnacht haben wolten, so liessen sie den Hassen lebendig louffen in einem beschlossen Graßgarten unnd holten jung Hund und wolten also Kurtzweil mit dem Hassen haben. Als nun die Kürßner zusamenkamen, liessen sie den Hassen louffen und die Hund dem Hassen nach. Als nun der Haß nit entlouffen kund, sprang er uff die Boum unnd rufft: »Mawan«, und wär gern wider zu Huß gewesen. Da nun die Kürßner das sahen, rüfften: »Louffent hefftig, ihr lieben guten Stalbrüder! Kumen! Kumen! Der unß mit der Katzen geäfft het, schlagen ihn tod, es bleibt wol darbei!«

Aber Ulenspiegel het sein Kleider ußgezogen und sich verandert, das sie ihn nit kanten.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 159-161.
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