Die 69. Historie sagt, wie Ulenspiegel zu Hanower in die Badstub scheiß und meinet, es wär ein Hus der Reinikeit.

[199] In der Badstuben zu Honower vor dem Leinthor wolt der Bader nit das, das es ein Badstuben heißen solt, sunder es hieß ein Huß der Reinikeit. Des ward Ulenspiegel inen, und als er gen Hanower kam, so gieng er in dise Badstub unnd zoch sich uß und sprach, als er in die Badstuben drat: »Got grüß Uch, Her, und Euwer Husgesind und alle, die ich in disem Reinhuß find!« Dem Bader was es lieb und hieß ihn wilkumen sein und sprach: »Her Gast, Ihr sagen[200] recht, das ist ein Reinhuß unnd ist auch ein Huß der Reinikeit und ist kein Badstub. Wann der Stoub ist in der Sonen und ist auch in der Erden, in der Eschen und in dem Sand.« Ulenspiegel sprach: »Daz diß ein Hauß ist der Reinikeit, daz ist offenbar, wan wir gon unrein harin und rein wider haruß.« Mit dem, so macht Ulenspiegel ein grossen Huffen zu dem Wassertrog mitten in der Badstuben, daz es in der gantzen Stuben stanck. Da sprach der Bader: »Nun sie ich wol, das die Wort und Werck nit alle gleich seint. Dein Wort waren mir angenem, aber deine Werck sein mir nit taulich, wan dein Wort waren sat, aber deine Werck stincken ubel. Pflegt man diß in dem Hus der Reinikeit?« Ulenspiegel sagt: »Ist das nit ein Huß der Reinikeit? Ich het hinnen mer Behilff dann ussen, ich wär sunst nit harinkumen.« Der Bader sagt: »Die Reinikeit pflegt man uff dem Sprachhuß. Daz ist ein Huß der Reinikeit vom Schwitzen, und du machst darus ein Scheißhuß!« Ulenspiegel sprach: »Ist daz nit Treck vom Menschenleib kumen? Sol man sich reinigen, so muß man sich inen sowol reinigen als ussen.« Der Bader ward zornig und sprach: »So dan hie pflegt man uff dem Scheißhuß abzereinigen und der Schelmenschinder pflegt das ußzefüren uff die Schelmengrub, unnd das pfleg ich nit ußzuweschen unnd ze fegen!«, und mit den Worten, so heißt der Bader Ulenspiegel uß der Badstuben gon. Ulenspiegel sprach: »Herr Wirt, lassen mich vor für mein Gelt baden. Ihr wöllen haben vil Gelt, so wil ich auch wol baden.« Der Bader sprach, das er nur gieng uß seiner Stuben, er wolt seines Gelts nit haben. Wolt er nit gon, er wolt ihm bald die Thür zeugen. Gedacht Ulenspiegel, hie ist böß fechten, nacken mit Schermessern, und gieng zu der Thür uß und[201] sprach: »Was hab ich für ein Treck wol gebadet«, und gieng und zoch sich an in einer Stuben, da der Bader in pflag zu eßsen mit seinem Hußgesind. Da verspert ihn der Bader und wolt ihn also erschrecken, als ob er ihn wolt fahen lon, daz das er ihm tröwet. Dieweil vermeint Ulenspiegel, er wär nit gnug gereiniget in der Badstuben und sicht ein zesamengelegten Disch. Den thut er uff und schiß ein Treck daruff und thut den wider zu. Also zuhand ließ ihn der Bader uß und waren der Sach wider eins. Also sagt Ulenspiegel ihme: »Lieber Meistir, in diser Stuben bin ich erst gantz gereinigt. Gdenckt mein zu gut, ee es Mitag würt. Ich scheid darvon.«

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 199-202.
Lizenz:
Kategorien: