XXXVI. Von Wettermachern.

[545] Es wird von unglaubigen und gottlosen Leuten für gewiß gehalten, daß der Donner / Hagel und Ungewitter keinen andern Ursprung haben, auch von niemand anders herkommen, denn allein von dem Teuffel / von seinem Anhang und Nachfolgern, als Zauberern und Unholden; auch wird solchen die Ursach beygemessen, wann die Früchte auf dem Feld oder der Weinstock zerschlagen worden: da wir doch aus GOttes Wort weit anders davon berichtet werden, wie nehmlich GOtt der HERR den Hagel schaffe und zuwege bringe, dieser Ursache halben, die Gottlosen, Unglaubigen und Ungerechten damit zu straffen, auf daß, wann sie durch solche Straffe zur Erkänntniß ihrer Sünden kommen,[545] sie sich nachmahls zur Busse und Besserung kehren: dargegen die Frommen und Gottsfürchtigen durch solche Hagel-Wetter probirt, ob sie auch in wahrem Glauben und Erkänntniß ihres GOttes beständig verharren wollen.1 Wie wir dann in heiliger Schrifft davon klaren Unterricht haben, da GOtt befohlen, daß Mose seine Hand ausstrecken, und über gantz Egypten-Land, über Menschen und Vieh, einen grossen Hagel kommen lassen solte, 2. Buch Mose am 9. Cap. So sagete GOtt der HErr auch zu Hiob / Cap. 38: Bist du gewesen / da der Schnee herkommet? oder hast du gesehen / wo der Hagel herkommet? die ich habe verhalten bis auf die Zeit der Trübsal / und bis auf den Tag des Stretts und Kriegs.

Also kan der Teuffel und sein gantzer Anhang, solche mögen so gifftig und rachgierig seyn, als sie immer wollen, ohne dem Willen und Verhängniß GOttes uns nicht den wenigsten Schaden thun.2 Dann der Teuffel ist für sich selbst, ohne GOttes Zulassung, ein ohnmächtiger Geist, welchen GOtt der HErr als einen Ketten-Hund in seiner Gewalt hat, daß er ohne seinem Willen nichts vermag; und ob ihm schon zu Zeiten, wegen der Menschen Boßheit, etwas verhängt wird, so ist ihm doch darneben ein Ziel gesteckt,[546] darüber er nicht schreiten darfft. Dieweil nun solchergestalt der Teuffel seines eigenen Willens nichts vermag, wie vielweniger werden denn seine Anhänger thun können, die nichts in diesen Dingen vermögen, und wie solten diese ohnmächtige Leute die Wasser in die Lufft erheben und regnen lassen können /die doch keines Tropffens aus einem bey ihnen fürüber fliessenden Wasser, oder aus einem Brunnen, zu ihrer Nothdurfft erlangen können, wann sie nicht hingehen und schöpffen, und tragen es in einem Geschirr heim, wie andere Leute auch thun müssen: und wann eine grosse Dürre und trockne Zeit einfället, vermögen sie ja über ihre eigene Gärtlein und Beete keinen Regen zu machen; oder auch, wann ein naß Jahr ist, den Regen davon abzuhalten und Sonnenschein darüber zu bringen.3 Wie solten die Blitz und Donner können in die Lufft schaffen / die nicht ein Füncklein Feuer / wann es ihnen daheim verloschen ist, ohne Feuerzeug machen können, sondern bey ihren Nachbarn holen müssen. Also auch, wann ihr Lands-Herr mit seinem Feind eine Schlacht hielte, und solche Zauberer zu Hülf forderte, vermöchten sie doch nicht einẽ Hagelstein, nicht ein Körnlein Sand, nicht ein Windelein zu machen und zu erregen, damit ihrem Herren zu gut zu kommen. Ja der Teuffel selbst kan es nicht, wann er es gleich seinen[547] Zauberern zu Gefallen thun wolte, ohne GOttes Zulassung. Wir haben dessen ein Exempel an dem Propheten Elia auf dem Berge Carmel / da so viel Pfaffen zu ihrem Baal, das ist, zum Teuffel, rieffen, daß er ihnen das Holtz und Opffer anzünden wolle, so er doch nicht konte; da aber Elias seinen und unsern GOtt anrieff, da fiel das Feuer vom Himmel / und verzehrete Holtz / Opffer und das Wasser / das darauf gegossen war und darunter stund.4

Wierus lib. 3. cap. 11. in seinem Teutschen Tractat von Hexen / schreibt: Wann die bösen / alten /neidischen und gottlosen Vetteln deren Dingen, so sie selbst bekennen, und auch verjahen, gewaltig und mächtig wären, würden nicht Früchte genug jährlich herfür kommen können, das menschliche Geschlecht zu unterhalten: ja es würde auf dem Erdreich nichts ungeschändet und unverwüstet bleiben, und der Mensch selber vor ihnen nicht sicher seyn; und lieber, was bedörffte man viel Kosten in Kriegs-Läufften anzuwenden, und so grosse Mühe und Arbeit zu haben, solche Instrumenta und Mittel zu bereiten, den Feind dadurch übel zu beschädigen, die Felder zu verwüsten, den Saamen und Weinstock zu verschänden, das Wasser zu vergifften?5 Würde man nicht so[548] eine alte Hex oder Wettermacherin gebrauchen, die alle solche Stück zuwege bringen könte? Würde solche nicht das gantze Heer der Feinde dermassen peinigen, Städte und Länder aufs grausamst e beleidigen, daß sie kommen und um Gnade in gröster Demuth bitten würden? Was bedörffte es dann eine solche Menge Geschütz / Pulver und Kugeln / und ein so mächtig Heer gewaffneter Soldaten? Was brauchte es Granaten / Feuer-Ballen und dergleichen, die Städte damit zu verwüsten, wenn wir solches alles durch so eine alte Hexe zuwege bringen könten? Wie könten wir solche doch den Türcken und Tartarn über den Halß schicken, damit doch einmahl die Christliche Länder von derer Joch entladen würden. Gewiß, wann es hätte solchergestalt geschehen können, so wären wir ja blind gewesen, so eine schöne Gelegenheit aus Handen gehen zu lassen. Man hat aus Dännemarck geschrieben, daß der König aus Schweden solches nicht vergessen habe, 1564. wider den König in Dännermarck vier alte zauberische Weiber mit umzuführen, die den Feind bezaubern solten, daß sie gegen die Schwedischen nicht siegen, und ihnen keinen Schaden zufügen möchten: dergleichen die in der Stadt sich nicht wehren, sondern dieselbe aufgeben müsten.6[549] Und soll ein Reuter des Grafen Günthers von Schwartzenburg eine von solchen Zauberinnen gefangen haben, welche solches bekannt, und daß man auf dem Wege rings um die Straffe in Sümpffen und Brunnen lange ausgezogene Fäden gar weiß /daran viel höltzerne Creutzer und andere Characteres gehangen, gefunden.

Dieses aber erweiset noch nicht, daß die Hexen oder Zauberinnen solten Gewalt haben, feindliche Armeen zu verderben, oder durch Wetter zu verunglücken; weniger wird ein vernünfftiger Christ glauben, daß solche durch ihre zauberische Worte, Zeichen und Beschwerungen Hagel, Blitz und Donner machen können; sondern der Teuffel lehret und betrüget nur seine Ergebene, daß wann etwa ein Wetter kommen soll, so sich von Natur generiret, so unterweiset er solche vermeinte Wettermacherinnen, wie sie sollen zu bestimmter Zeit und Stunde etliche Worte daher brummelen / Steine rückwärts gegen Untergang der Sonnen werffen / oder Sand aus einem Bach nehmen / und über sich gen Himmel stäuben / wie sie ein oder das andere in einem Hafen kochen / oder Holtz überzwerg in ein[550] Wasser legen / daß alsdann dadurch sich ein Wetter erheben solte: wann dann nun, wie obengedacht, von Natur ein Gewitter kommet, so bilden sich solche betrogene Leute nichts anders ein, als wann sie das Wetter gemacht hätten, beharren auch in dieser Meynung, und wann solche auch in Verhafft kommen, bekennen sie einhellig, daß sie dieses oder jenes Wetter gemachet hatten, lassen sich auch mithin drauf peinigen, und beharren in ihrem Bekänntniß bis zum Tod.7 Ja sehet, so weit kan es der Teuffel mit solchen schwachen armen Menschen durch seine Verführung bringen.

Weil nun der Teuffel aus selbst eigener Gewalt nichts vermag, was wolten denn seine Boten und Ergebene, als Zauberer / Segensprecherinnen /Hexen und Unholden vermögen? Ulricus Molitor in seinem Dialogo mit Kayser Sigismundo von Hexen und Unholden / saget: Es ist ein Sprichwort bey den Philosophen: Es ist nicht alles fehl, was man gemeiniglich saget; Nun gehet die gemeine Sage, die Hexen sollen Donner und Hagel gemacht, der Frucht auf dem Feld und den Menschen damit grossen Schaden gethan haben, so bekennen sie es auch in der peinlichen Frage selbst, und man weiß aus der täglichen Erfahrung, daß sie einander solche Kunst gelehret[551] haben. Und ist die Erfahrung in der Erörterung der Sachen nicht zu verwerffen, denn die Erfahrung lehret alle Dinge, wie im Cap. ubi peticulum, de elect lib. 6. stehet; dahero ist das gemeine Sprichwort: Experto crede Ruperto, das ist: glaube einem / der es erfahren hat. Die Teuffel vermögen nichts wider einigen Menschen, es wird ihnen dann von GOtt verhänget: sie sind mächtig, verkehren und verstellen sich in mancherley Gespenst und Gestalten. Also saget Gregorius im 4. Buch seiner Gespräch: Ohne des allmächtigen GOttes Verhängniß hat der böse Geist keine Gewalt wider irgend einen Menschen, sondern so viel und fern, als ihm von GOtt zugelassen wird; dahero Augustinus im dritten Buch de Trinitate saget: Daß die Teuffel etwa Schaden thun können, das kommet von der unendlichen Gewalt und Zulassung GOttes; wann ihnen aber nicht von ihme verhänget wird, können sie auch niemand beschädigen. Und setzet weiter hinzu: Denn das ist eben die Ursache, warum die Zauberer Pharaonis, die doch vormahls Frösche und Schlangen gemachet hatten, keine Läuse machen konten; dieweil sie von einer grössern Gewalt, nemlichen durch den Geist GOttes, gehindert worden sind, welches auch die Zauberer selbst bekennen,[552] da sie sprechen: Der Finger GOttes ist hier. Exod. 7. Deßgleichen saget auch der Heil. Chrysostomus lib. 1. in Matthæum: Der Teuffel darff die Menschen nicht so hoch versuchen / als er begehret: Also saget auch Petrus Lombardus lib. 2. Sentent. dist. 7. Die Zauberey werde alle durch der Teuffel Kunst und Macht verrichtet, welche doch ihre Gewalt und Verstand von GOtt empfangen haben zu betrügen, die betrügliche Menschen, als die Egyptier, oder die Zauberer selbst, welche von denselben Geistern, durch derer Mitwürckung sie itzund hoch gehalten sind, künfftig müsten verdammt werden, zu betrügen, oder aber die Glaubigen dadurch zu warnen, daß sie sich solcher Kunst nicht gelüsten lassen, oder der Gerechten Gedult zu üben und zu bewahren. Man soll auch nicht dafür halten, daß die sichtbaren Creaturen dem Teuffel nach seinem Gefallen dienen, sondern vielmehr GOtt, von welchem sie auch diese Macht empfangen. Vid. Lerchemeirum in seinem Bedencken von Zauberey c. 10. Bullingerum von Heren und Unholden. Paul. Frisium in seiner Nebel-Kappen im andern Punct.

Von den Lappländern meldet Ziegler / daß sie einen Strick oder Riemen[553] gehabt, worein drey Zauber-Knotten geknüpffet gewesen; wann derselben einer sey aufgelöset worden, habe sich ein erträglicher Wind erhoben.8 So sie den andern aufgelöset, wäre der Wind hefftiger und ungestümer worden: nach Auflösung des dritten aber sey ein offenbarer Sturm und Ungewitter erfolget. Was aber allhier Ziegler den Lappländern zuleget, schreibet Olaus Magnus, Ertz-Bischoff zu Upsal in Schweden / den Finnländern zu, wann er spricht: Unter andern Heydnischen Irrthümern pflegen die Finnen denen Kauff-Leuten, die in ihre See-Küsten durch widrigen Wind angetrieben werden, den Gegen-Wind um ein gewiß Trinck-Geld anzubieten / damit sie ihre Reise glücklich fortsetzen können, und dasselbe geschicht also: Sie verkauffen ihnen einen Riemen mit drey Zauber-Knotten / mit diesem Bericht, daß, wann sie den ersten auflösen würden, ihnen der Wind freundlich und gelinde spielen werde; wofern sie aber den andern aufmacheten, solle er gewaltig und starck brausen; im Fall sie aber den dritten auflöseten, würde er dergestalt wüten und toben, daß sie kaum ihre Augen aufthun könten, die Klippen zu verhüten, noch ihre Füsse auf dem Uberlauff des Schiffs fortzusetzen, um die Segel[554] einzunehmen, noch so viel Kräffte besitzen, ihre Steuer recht regieren zu können. Damit man aber aus diesem Unterscheid der Zeugniß (vornehmlich, weil auch die neueste Scribenten, Samuel Rheen & Joan. Tornæus, von den Lappen dergleichen nichts schreiben) nicht möchte auf die Gedancken gerathen, es wäre ein fabelhaffter Irrthum hierunter verborgen, so hebt Petrus Claudi diesen Zweiffel auf, und spricht, daß die Norwegischen Finn-Lappen allhier zu verstehen seyn, als welche durch ihre Zauberey, Winde machen könten, welchen sie wolten. Er thut auch noch mercksamlich hinzu, ein jeglicher habe fürnehmlich solche Winde in seiner Gewalt, welche zu der Zeit, da er gebohren worden, gewehet hätten.

Es berichtet Damianus à Goës gleichfalls, daß die Lappen mit ihrer Kunst, die Schiffe auf den Ströhmen oder Seen nach Belieben stillen oder verunruhigen könnten; Auch nach Belieben ein Schiff in vollem Lauff durch ihre Zauberey so starck anhalten, daß sie keine Gewalt des Windes von der Stelle bewegen könte. Er habe auch von den Lappländischen Einwohnern vernommen, dieses Unheil sey einig und allein damit zu vermitteln, daß man die Gänge und Ruder-Bäncke des Schiffs mit Excrement einer Jungfrauen bestreiche, als für welchen die[555] Geister von Natur einen Abscheu trügen. Schefferus hält für gewiß, Damianus meyne für die Excrementa das monathliche Geblüth / von welchem Plinius lib. 28. c. 7. meldet: Daß, wann die Thüren mit solchem Monaths-Geblüth gefärbet wären, die Künste der Zauberer dadurch vernichtet würden. Es erzehlt auch Marcus Paulus Venetus, daß in der Insul Scoira viel Zauberer unter den Christen solten gefunden werden, die einen starcken contrairen Wind verursachen könten, daß ein Schiff in vollem Seegel dadurch solte zurück getrieben werden. lib. 3. c. 38.

Heinr. Simon Reuter gedenckt ferner, p. 1190. weil Peter Goldschmidt, in seinem verworffenen Zauber- und Heren-Advocat. Cap. 22. die Zauberey behaupten will, so führet er noch andere alte und neue Begebenheiten an, damit jedermann sehen könnte, daß die Hexen, Krafft ihres mit dem Teuffel gemacheten Bundes, Wind, Ungewitter und dergleichen machen könnten. Als König Hadding / spricht er, in Dännemarck / wider die Lappländer Krieg führete, und diese ein groß Ungewitter wider ihn erwecketen, hat ein alter Mann / welchen der König bey sich im Schiff hatte, noch ein erschröcklicher Ungewitter wider die Lappländer gemachet,[556] wordurch der König endlich auch den Sieg hehalten. Lib. 1. in Vita R. Haddingi. Der Admiral des Königs Frotho in Dännemarck / Nahmens Otto, hat über seine Feinde durch Zauberey Wind und Wetter erregen können, wann er gewolt, und hat sich offt durchgeschlagen, ohne Schwerdt und Spiesse. Saxo. lib. 5. in Vita Reg. Froth. III p. 71. Da König Harald Blatand die Norweger bekriegete, hat der Norweger König Hugon ein schröcklich Hagel-Wetter über die Dänen gebracht, und sie dadurch geschlagen. Saxo in Vita R. Harald. VII. lib. 10. p. 183. König Erich in Schweden / oder Wind-Hut sonst gennant, ist so fertig in diesem Kunst-Stuck gewesen, daß, wohin er nur den Hut auf seinem Kopff gedrehet, er daher Wind und Wetter erwecket hat; Daher ihm auch der Nahme Wind-Hut gekommen. Ericus Upsalensis. lib. 1. Histor. Sueco-Goth. n. 37. p. 20. Olaus Magnus lib. 3. c. 13. addendus Majolus tom. 2. colloq. 3.

Anno 1242. haben die Tartern mit den Christen bey Lignitz in Schlesien, ein blutiges Treffen gehalten, da dann 9. grosse Säcke voll, von der todten Christen Ohren sind gesammlet worden, und hätten die Tartern weichen müssen, wann[557] nicht unter denenselben ein Fähndrich gewesen, der durch seine Zauberey den Christen eine solche dicke Finsterniß für Augen gemachet, daß sie nicht gewust, wie ihnen geschehen, und dadurch die Niederlage haben leiden müssen.9 D. Cramerus erzehlt in seiner Pommerischen Kirchen-Historie lib. 3. p. 165. daß, da Anno 1561. den 19. August Wenceslaus Kielmann, Pfarrer zu Cüstrin /selig gestorben, den folgenden Tag nach seiner Beerdigung bey dessen Begräbniß ein hefftiger Sturm entstanden sey; da aber hernach etliche Zauberinnen eingezogen worden, haben solche bekennet, daß sie solchen Sturm und Ungewitter zuwege bracht hätten, darum, daß er bey Lebzeiten so hefftig auf die Hexen gescholten, auf daß die Leut argwohnen solten, der Teuffel hätte die Seel weggehohlt, und wolle den Leib auch mit wegführen. Manlius meldet in collectaneis p. 36. und aus demselben Hondorffius in promptuar. Exemplor. bey dem andern Gebot pag. 267. daß zu Berlin Anno 1553. zwo Zauberinnen gefänglich eingezogen worden, welche sich unterstanden gehabt, Hagel und Ungewitter zu Verderbung der Land-Früchte zu erwecken: solches zauberische Teuffels-Werck aber zu vollführen, hatten sie aus der Nachbarschafft einem Weibe ein kleines Kind[558] gestohlen, damit sie es kochen könten. GOtt aber fügete es also, daß des Kindes Mutter darzu gekommen, und des verlohrnen Kindes Glieder gesehen im Topffe, und solches der Obrigkeit angedeutet. Auch haben diese Bestien, als sie darauf eingezogen und befraget worden, bekannt, daß / wenn sie die Kochung des Kindes ungehindert vollführet hätten / alle Früchte solten verdorben seyn. Worauf solche auch den Lohn für ihre böse That billig empfangen haben.

Frommannus aus dem Joh. Rudingero de Magia illicita Decad. I. concion. 1. führet an, wie zwey gelehrte, wahrhaffte und in geist- und weltlichen Ehren-Aemtern lebende Männer über Tisch erzehlet, daß, da sie beyde in Leipzig studirt gehabt, sie ihrem Famulo, welcher der Römisch-Catholischen Religion zugethan gewesen, und aus Franckenland gebürtig, ein geschriebenes Buch weggenommen gehabt, und befunden, daß in demselben allerhand Zauber-Künste anzutreffen, da denn unter dem Ausspatzieren sie gelesen, wie man Donner und Blitz erwecken könte: als sie beyde zu Tisch gegangen, und mit ihren übrigen Tischgenossen sich besprochen hatten, wurden sie alle schlüßig, daß ein jeder etwas contribuiren solte, zur Experimentirung des zu erweckenden Donner-Wetters: Also machete[559] einer einen Circul / der andere einen kleinen Graben / ein anderer trug Wasser in denselben, der vierte mischete die Materie herum /der fünffte mahlete die Characteres, der letzte trat in den Circul und recitirte die vorgeschriebene Worte.10 Ob nun gleich der Himmel vorhero schön und gantz hell gewesen, so fing derselbe an mit Wolcken verhüllet zu werden, bis daß endlich gar ein hefftiges Donner-Krachen und erschröckliches Blitzen erfolgete, so sich immer mehr und mehr vermehrete, jemehr der Actus von denen Studenten continuirt wurde. Da nun das Gewitter endlich gar schwer ward, höreten sie zusammen von ihrem bösen Beginnen auf, fielen auf ihre Knye, und baten den gnädigen GOtt, daß er ihnen ihre Missethat vergeben wolle, welches sie unbedachtsamer Weise gethan hätten, des Teuffels Gewalt zu probiren. Und damit sie ihre Reue destomehr anzeigen möchten, binden sie an das voneinander geöffnete Buch Steine, und werffen es in die Pleisse, da dann endlich das Ungewitter sich verlohren und der Himmel wieder helle worden. Vid. Frommann. de fascinat. lib. 3. part. 4. sect. 2. cap. 2. §. 4.

Bodinus in seiner Dæmonomia lib. c. 8. schreibt: Unter allen andern Handlungen, die ihnen die Zauberer und Hexen zumessen,[560] ist kaum ein mercklicheres Stück, als das Wettermachen / welches die Rechte für gewiß halten.11 Und zu einem Exempel wird im Buch der fünff Ketzer-Meister gedacht, daß im Jahr 1488. im Bißthum Costantz dermassen ein überaus gewaltiges Wetter, von Donnern, Hageln und Blitzen sey angegangen, daß auf 4. Meilen herum alle Früchte des Landes seyen beschädiget und verwüstet worden. Alles Land-Volck beklagete deshalber die Zauberer; man fing zwey übel-berüchtete Weiber /eine Anna Mindelen und die andere Agnes genannt. Als es nun an die peinliche Frage gelanget, haben sie es zwar erstlich geläugnet, aber zuletzt, als jede besonders befraget worden, hat eine jede bekannt; daß sie beyde auf einen Tag mit ein wenig Wasser im Felde gewesen, und als eine von der andern nichts gewust, habe eine jede eine Grube gemachet, und das Wasser darein gerührt, und getrübet, bis auf den Mittag, und etliche Wort (so unnöthig zu wissen) darzu gemurmelt, und den Teuffel angeruffen: darauf; sobald sie zu Hause kommen, sey das gedachte Wetter einsmahls eingefallen, und habe gemeldten Schaden gethan. Und sind also diese zwo Wettermacherinnen darum lebendig verbrannt worden. Aber Herr Bodinus gibt seine Ration alsbald darauf; da er saget: Es möge zwar hierbey wohl[561] geschehen seyn, daß der Teuffel, nachdem er das Ungewitter natürlich von fern sich nähern sehen, die zwo Unholden darzu beweget habe, damit er sich bey ihnen ein Ansehen mache und sie in Furcht bringe, welches der Satan zu thun pfleget, wann er Künfftiges, Pestilentz oder Unfruchtbarkeit / oder Vieh-Sterben voran siehet, so überredet er die Zauberer und Zauberinnen, als geschähe es durch seine Macht, daß sie so eine allgemeine Land-Plage verschaffen oder vertreiben.

Es wird weiter im Buch der fünff Ketzer-Meister gedacht, daß noch über eine andere Zauberin in Costantz das Recht ergangen, welche bekannt, daß, als sie wahrgenommen, wie alle Dorff-Leute bey einer Hochzeit waren, und sich mit Tantzen erlustigten, sie aber allein ungeladen gewesen, sich aus Neid und Zorn bey hellem Tage auf ein kleines Berglein, nahe bey dem Dorff, habe vertragen lassen, und als es ihr an Wasser gemangelt, welches sie in eine Grube, die sie, wie sie bekannte, nach gewöhnlichem Gebrauch, zu Erregung eines Ungewitters gegraben gehabt, eingiessen wollen, habe sie darein geharnet, solches in der Grube herum geruhret, und etliche Worte darzu gesprochen, und bald darnach sey der Himmel, so sonst klar und hell gewesen, trübe und dunckel worden, und ein ungestümer Hagel darauf[562] erfolget, und nur allein das Dorff, samt allen denen, so bey dem Tantz waren, getroffen: hernach sey die Zauberin wie der in das Dorff gekehret, worauf die Dorff-Leute, da sie solche ersehen, darauf gefallen, daß solche diese Wettermacherin seyn müste. Als sie nun gefanglich angegriffen worden, haben die Hirten ausgesaget, wie sie diese Vettel in der Lufft damahls hätten fahren sehen; dessen sie auch, nachdem sie angeklaget worden, sey bekanntlich gewesen, darauf hernach, auf Urthel und Recht, mit Feuer verbrennet worden. Und ist bey dieser Geschicht sonderlich zu mercken, daß der Hagel die Früchte auf dem Land nicht berühret habe. Welches sich auf diß, so man in Fornicario lieset, schicket, da ein Zauberer bekennet, daß ihm wohl möglich sey, durch Mittel eines Opffers, das sie dem Teuffel thuen; und unnöthig zu beschreiben, ein Wetter zu erregen; aber darbey auch dieses ausgesaget: Sie könten durch die Ungewitter nicht ihres Gefallens Schaden thun, noch die Früchte verderben: wiewohl die Unholden, oder vielmehr der Satan, auf ihr Begehren und durch Zulassung GOttes, zu Zeiten die Früchte verderben, jedoch nicht alle, auch nicht alle Personen, welches dann nichts neues ist. Vid. Hildebrands Erklärung der Zauberey / p.m. 43.[563]

Es gibt aber über solche teufflische Gewalt und Wettermacherey oberwehnter S.H. Reuter im umschränckten Reich des Teuffels p. 1192. den rechten Ausschlag, da er schreibet: Wer solte aber hier so unverständig und närrisch seyn, der nicht leichtlich merckte, daß diß nur lauter Wahn und Teuffels-Betrug sey; der Teuffel, als ein scharffsinniger Naturkündiger, mercket bald, wann aus der Ordnung GOttes und Lauff des Himmels ein Wetter fürhanden; wann nun der Teuffel (wie oben schon gemeldet) siehet, daß GOtt der HErr mit Ungewitter ein Land straffen will, so beredet er die bösen Weiber, daß er ihnen, ihrem Vertrag und Unterweisung nach, erlauben wolle, groß Ungewitter zuwege zu bringen, da doch nichts destoweniger, ohne alle ihre Gauckeley-Possen, das Wetter hätte kommen müssen.12 Zum Exempel, man lieset in den alten Griechischen Büchern, daß ihre Hexen und Unholden den Mond vom Himmel gezaubert, daß er verschwunden sey; nachmahls aber hätten sie mit Schellen und Glöcklein geläutet, und auf messingene Becken geschlagen, und ihn also wieder hervor bracht. Dieses ist aber also zugegangen: Der Teuffel / als ein geschickter Astronomus und Sternseher / zeigete ihnen an, wann eine Monds-Finsterniß fürhanden, alsdann gaben sie für, sie wolten den Mond[564] vom Himmel ziehen. Und weil sie wusten, daß er bald wieder seinen vorigen Schein bekommen würde, bildeten sie dem gemeinen Volck ein, sie wolten ihn durch ihre Kunst wieder hervorbringen, läuteten und schelleten mit grosser Macht, da doch ohne dasselbe der Mond seinen vorigen Schein wieder bekommen hätte. Solche Anzeigung thut auch der Teuffel den Hexen, er beredet und verblendet sie, als ob sie dieses oder jenes Wetter durch ihre Vermittelung gemachet hätten, da doch ohnedem, den natürlichen Zeichen und Ursachen nach, ein gefährliches und schädliches Ungewitter in die Lufft zusammen getrieben und herabgeführet wäre. Und hierdurch suchet er sie je länger je mehr in ihrer Boßheit zu stärcken, und in seiner Unterthänigkeit zu erhalten. Wann aber das Wetter sich wiederum verziehet, und nicht folget, und GOtt ihnen das Ziel verrücket, so geben sie für, sie seyen mit ihren Mitteln entweder zu früh, oder zu spät gekommen, oder damit nachläßig umgegangen, oder das Glocken-Läuten, wie es an etlichen Orten gebräuchlich, und das Wetter segnen, habe diß Ungewitter abgewendet.


Brentius in der 31. Homil. über das Evangelium Johannis spricht: Niemand, er sey Mann oder Weib, kan mit seiner Kunst oder Zauberey ein rechtes Ungewitter oder Sturm in der Lufft erwecken,[565] denn wenn das den Menschen nach ihrem Gefallen würde zugelassen, so würden wir fürwahr selten, ja nimmermehr, ohne Ungewitter, Sturm und Hagel seyn, so böse ist die menschliche Natur, und so gar geneiget Schaden zu thun. Aber der Teuffel, der da in der Lufft herrschet, wie Paulus saget, kan wohl sehen, wann grosse Ungewitter und Sturm kommen wollen, welche Schaden thun können. Und wann er das siehet, so beweget er der Leute Gemüther, welche er gefangen hält und bestrickt hat, daß sie anfangen zu zaubern und ihre Segen zu sprechen. Wann sie das gethan, und sich etwa ein Ungewitter erhebet, welches ohnedem kommen wäre, so meynen sie gäntzlich, daß es durch ihre Kunst, Krafft und Zauberey zuwege gebracht worden sey. Und was brauchet es viel weiter zu widerlegen, weil es von verständigen Leuten schon längst verworffen worden, und nicht alles für Wahrheit anzunehmen ist, was von ein- oder dem andern hiervon erzehlet wird.

Marginalien

1 GOtt allein schaffet das Wetter.


2 Teuffel kan ohne den Willen GOttes kein Donner-Wetter machen.


3 Hexen selbst müssen ihre Feldfrüchte vom Hagel beschädigen lassen.


4 Teuffelische Baals-Pfaffen konten kein Feuer vom Himmel bringen.


5 Wann Hexen Schaden thun könten / würden wir wenig Früchte bekommen.


6 Schwedischer König hat 4. Hexen in Krieg mit sich geführet / welche den Dänen Schaden thum sollen.


7 Hexen vermögen kein Wetter zu machen.


8 Lappländer und Finnen können Wind machen.


9 Tartern füllen 9. Säcke mit erschlagener Men-Christen-Ohren.


10 Drey Studenten machen aus einem Zauber-Buch ein Donner-Wetter.


11 Hexen werden wegen Wettermachen eingezogen.


12 Was von solchem Wettermachen zu halten ist.


Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737, S. 545-566.
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